Geschichte der Orgel | Caspar Sperling |
Die
Geschichte der
Orgel in Dornburg an der Elbe
von Stefan Schüler |
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Seit 1727 war der Zerbster
Landesbaumeister Johann
Christoph
Schütze (1687-1765) mit tiefgreifenden Neu- und Umbauarbeiten
in Dornburg beschäftigt, hierbei entstand auch ein
Kirchflügel am Schloss. Im Jahre 1734 einigte sich die Kammer
Zerbst nach zähen Verhandlungen mit dem Tischlermeister
Christian Ölschläger auf die Zahlung von 50
Reichstalern für die Anfertigung des Altars, der Kanzel und
des Orgelgehäuses1
nach
Entwürfen von Johann
Christoph Schütze. Danach konnte der Orgelbauer Caspar
Sperling (um 1675-1743?)2
seine Arbeit aufnehmen, für die er
insgesamt 340 Reichstaler erhielt.3
Bevor die Kirche am 14. Oktober
1737 eingeweiht4 werden
konnte, zahlte man einem Philipp Heiner Gotten
1 Reichstaler und 9 Groschen, um "bey Stimmung der Orgel die
Bälge zu treten".3
Bereits vier Jahre
später musste das Instrument für 12 Taler repariert
werden.5 Leider sind
keine Quellen bekannt, die uns Auskunft
über seine Disposition geben. In einem Schreiben des
Orgelbauers Heinrich Habermaltz vom Februar 1742 können wir
jedoch lesen, welche Arbeiten seiner Meinung nach noch notwendig
wären. Er wollte ein Pedal mit 24 Claves (Tasten)
hinzufügen, über welches man den Bass hätte
spielen können. "Der Trompeten Bass muß
vor 48 Pfeifen verfertiget werden. Dieser Bass muß auch
pedaliter mit klingen. Benebst rührt es auch 200 Pfeifen aus
dem Manual ins Pedal von denen größesten
Pfeifen."6 Offensichtlich
ging man auf diesen Vorschlag nicht
ein (siehe unten). Beim Schlossbrand am 28. Juli 1750 muss die Kirche in Mitleidenschaft gezogen worden sein, blieb aber vorerst noch nutzbar. Als schließlich 1755 der Neubau an der heutigen Stelle begann, wurde hier der größte Teil des alten Inventars integriert, natürlich auch das teure Musikinstrument, weswegen mit dem Orgelbauer Gottfried Leuschner aus Dessau verhandelt wurde. Dieser versprach für 85 Reichstaler, "das werck wieder aufzusetzen … und complet zu machen, … wobey ihm die an der alten Orgel daselbst anoch vorhanden Materialien ausgehändiget werden sollen."7 Für erforderliche Neuanschaffungen wurden ihm weitere 30 Taler bewilligt.7 Aufgrund dieser geringen Summe, bei relativ hohen Preisen für Holz und Metall, kann es sich nur um die Zweitaufsetzung des alten Instruments gehandelt haben. Bei seinem ersten Besuch in Dornburg stellte Leuschner fest, dass "das Gehäuße um die Orgel gänzlich ruinieret sey"7 und ersetzt werden muss. Gleichzeitig fragte er bei der Bauherrin an, ob "noch eine angenehme Trompeten Stimme sollte hinnein gemacht werden, weil vormahliger Orgelbauer Sperling noch darzu Plaz gelassen."7 Diese Pfeifen und das zugehörige Pedal fehlten also noch immer und wurden auch jetzt nicht hinzugefügt. Bei der Überprüfung durch den Zerbster Organisten Heynicke am 29. September 1756 wurden einige Fehler am Instrument festgestellt und später behoben. Außerdem führte der Musiker an, "daß über der Orgel, wo man nach den Belgen hinauf geht, eine Fall Thür zu machen sey, maßen sonst der Schall durch die daselbst befindliche Oefnung gehen würde, und wäre diese Fall Thüre währenden Spielen jederzeit fest zuzuhalten."7 Der nötige Wind wurde also ursprünglich auf dem Dachboden erzeugt. Da der Fürst Friedrich August von Anhalt-Zerbst (1734-1793) 1758 aus seinem Land geflohen war, fand die Einweihung der Kirche ohne die Landesherrschaft statt. Auch nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) kehrte er nicht zurück, was zu Korruption und wirtschaftlichem Niedergang führte. 1776 ließ er verkünden, dass ab jetzt auch im Schloss ein Gottesdienst abgehalten werden soll, wo man einen Raum für sakrale Zwecke hergerichtet hatte. Nun verzeichnet das Dornburger Kirchenrechnungsbuch von 1778-1798 jährlich 1 Taler und 6 Groschen für "Intereßen vor das Orgel Werk".5 Die Gemeinde musste also zahlen, weil sie das Instrument allein nutzte, welches ursprünglich zur Schloss- und Dorfkirche gehörte. Karl Ulrich arbeitete in Dornburg 1907-1964 als Kantor, bis 1951 gleichzeitig als Lehrer. In seiner Chronik schreibt er: "Ursprünglich war die Orgel nur ein Positiv mit einer ganz erschrecklich obertönigen Disposition und ohne Pedal. Erst 1856 hat Orgelbaumeister Hoff, Dessau, die Disposition in die jetzt noch bestehende umgeändert. 1864 wurde ein selbständiges Pedal hinzugefügt. 1907 bezeichnete Prof. Bartmuss, Dessau, Hoforganist und Orgelsachverständiger, die Orgel als ein 'zusammengeflicktes Werk'. Erst 1939, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, wurde sie auf Veranlassung von Prof. Preitz, Dessau, überholt. Die fehlenden 17 klingenden Prospektpfeifen wurden eingebaut, ein neues Kastengebläse wurde angebracht und eine gründliche Reparatur und Reinigung durchgeführt. Alle Arbeiten führte Orgelbaumeister Steinmann, Dessau, aus mit einem Kostenaufwand von 270,00 Reichsmark."8 Seit 2010 wurde das Instrument in der Werkstatt von Reinhard Hüfken in Halberstadt aufgearbeitet und am 8. Juli 2012 in Dornburg wiedereingeweiht. Orgelkonzert zur Wiedereinweihung der Orgel am 8. Juli 2012
Es spielte: LKMD Martin Herrmann - Dessau
Technische
Angaben9
Quellen
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Externer
Link zum OrgelbauReinhard Hüfken |
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Die Orgel
im März 2005
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Das leere
Orgelgehäuse im März 2010
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Prospektdetail,
neues Pfeifenwerk
Foto: R. Hüfken |
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Neu
belederte Ventile
Foto: R. Hüfken |
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Das
Pfeifenwerk aus Holz und Metall nach der Restaurierung
Foto: R. Hüfken |
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Nachgebaute
Pfeifen der Doppelflöte
Foto: R. Hüfken |
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Windlade
von oben mit neuem Register Cornett 1-3fach einschließlich
der
neuen Schleife
Foto: R. Hüfken |
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Magazinbalg nach der Neubelederung Foto: R. Hüfken |
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Schöpfbalg nach der Neubelederung Foto: R. Hüfken |
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zum Orgelbauer Caspar Sperling |