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Die
Gärten von Dornburg
von
Stefan Schüler1
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Ein Garten ist ständiger Veränderung unterworfen. Einerseits ist dies mit vergleichsweise geringem Einsatz zu bewerkstelligen, andererseits geschieht es selbständig durch mangelnde Pflege. So blieben von der einstigen barocken Gartenpracht in Dornburg nur noch geringe Reste erhalten. Trotzdem kann man den Ursprungszustand mit Hilfe historischer Quellen und zweier Karten von Siebeck 17662 (Abb. 1) und de Furtenbach etwa 17703 relativ gut rekonstruieren. Hinzu kommt, dass aktuelle Luftaufnahmen den Verlauf der alten Wege erkennen lassen und einige Bäume der alten Bepflanzung noch existieren. Zwischen dem Ende des 17. Jahrhunderts und 1750 entstanden "Alter Garten" und "Neuer Garten" in barocken Formen. Obwohl seit 1760 kein Anhalt-Zerbster Herrscher mehr in Dornburg weilte, wurden Gärtner beschäftigt, welche die bestehenden Anlagen weiter pflegten bis Friedrich August von Anhalt-Zerbst 1793 verstarb und sein Land auf die verbliebenen anhaltiner Fürsten aufgeteilt wurde. Dornburg geriet an Köthen und das Schloss erlebte noch eine kurze Blüte als Sommersitz des Herzogs August. Inzwischen hatte sich Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau im nahen Wörlitz ein klassizistisches Schloss errichten lassen, das von einem großzügigen Landschaftspark im englischen Stil umgeben wurde. Damit waren die streng geformten Barockgärten mitsamt ihren Orangerien aus der Mode gekommen. | |
Abb. 1: Karte von Siebeck aus dem Jahre 1766 (Ausschnitt). |
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Alter
Garten
Die von hohen Mauern umgebenen Gartenteile in der Nähe des Schlosses werden als "Alter Garten" bezeichnet. Während der Errichtung des ersten Barockschlosses durch Johann Christoph Schütze in den 1730-er Jahren erhielt dieser Gartenteil seine heutigen Umrisse. Die Mauer im Norden entstand 1735 als die restliche Ummauerung schon vorhanden war.4 Der Garten im Norden und im Süden bestand nach Siebeck2 und de Furtenbach3 nur aus einfachen Rasenstücken eventuell mit Buchsbaumbroderie. Solche sogenannten "englischen Luststücke" wurden ab 1750 auch in unmittelbarer Nachbarschaft des Wohnbaus immer beliebter. Ebenfalls zeittypisch war die enge Verbindung von Nutz- und Ziergarten, weswegen im nördlichen Teil ein Gemüse- und Kräutergarten vermutet werden darf. Er wurde 1735 als "Baum Garthen" bezeichnet.4 1747 forderte der Amtmann Niemann Holz für ein "Espalier zwischen Ananas- und Lusthaus" an.5 Diese Form des Obstanbaus hatte gleich mehrere Vorteile. Die Mauern wurden begrünt und vor dem Wetter geschützt. Außerdem war mit einem besseren Ertrag zu rechnen, da das Mauerwerk als Wärmespeicher für die Pflanzen diente. Außerhalb des Gartens pflanzte man Kopfweiden an. Beim Winterhochwasser bilden sie einen nachwachsenden Schutzschild der Gartenmauer vor Eisschollen. Außerdem wurden aus ihren Zweigen Korbwaren aller Art hergestellt. Westlich des Schlosses überbrücken Terrassen den Niveauunterschied zum See. Die Arbeitsschritte zur Herstellung solcher Anlagen hatte Dezallier d'Argenville 1709 in seinem Buch "La théorie et la practique du jardinage ..."6 beschrieben. Terrassen und Treppen wurden wohl in den 1730-er Jahren im Zuge des ersten barocken Schlossbaus angelegt aber 1803 ausgebessert und verändert.7 Die Eisgrube wurde vom Hofmaurermeister Carl Wilhelm Christ 1754 nach seiner erhaltenen Entwurfszeichnung8 errichtet. Ihr gegenüber entstand ein Lusthaus gleichen Aussehens, dessen Unterbau noch vorhanden ist. Ananashaus
und Orangenhaus
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Schon
im 16.
Jahrhundert
entstanden
Sammlungen exotischer Pflanzen nördlich der Alpen.9
Im 17. Jahrhundert war die Repräsentation von
Gewächsen aus
südlichen Gegenden zur Pflicht für jeden Potentaten
geworden. Neben den beliebten Orangenbäumen wuchsen
beispielsweise auch Feigen, Datteln, Lorbeer, Zypressen und Agaven. In
Gottorf, dem Geburtsort unserer Bauherrin Johanna Elisabeth von
Anhalt-Zerbst (1712-1760), und später in Zerbst
blühten Aloen, was einem Wunder glich. Der Anblick der
Blüte sollte Glück bringen, vor allem war sie ein
Prestigegewinn für den glücklichen Besitzer. Somit
waren die erheblichen Anschaffungs- und Unterhaltskosten für
alle wärmeliebenden Pflanzen durchaus gerechtfertigt. Johann Christoph Beckmann nannte in seiner 1710 gedruckten "Historia des Fürstenthums Anhalt" erstmals ein Orangeriegebäude in Dornburg. Danach hat Johann Ludwig I. von Anhalt-Zerbst-Dornburg (1656-1704) nach 1674 einen "angenehmen Garten von Bäumen- auch Küchen- und Bluhm-Werck, ingleichen von Außländischen Gewächsen nebst einem Winter-Hause zu Bewahrung derselben anlegen lassen."10 1739 bat der Dornburger Amtmann C. Mosdorph um Holz für das neue Trieb- und Gartenhaus.11 Einen weiteren Hinweis auf die Existenz eines Orangeriehauses in Dornburg erhalten wir 1747. Der Wunsch des Hofgärtners Unger, welcher in Zerbst ein Gewächshaus für Ananas errichten wollte, wurde von der Bauherrin abgelehnt, da in Dornburg genügend dieser Früchte reifen würden.12 Sicherlich wäre dies ohne eine gute Überwinterungsmöglichkeit unmöglich gewesen. Im selben Jahr forderte der Amtmann Niemann aus Dornburg Holz für ein Espalier zwischen Ananas- und Lusthaus.5 |
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Abb. 2: Rekonstruktionsversuch zum Zustand von 1760. | |
Wo finden wir
dieses
Ananashaus?13
Für das genannte
Spalier kommen alle Mauern in Nordrichtung nicht in Frage.
Tatsächlich zeigen noch Fotos aus den 1920-er Jahren
Spalierobst an der südlichen Stützmauer des
Schlossberges und hier findet sich auch ein
Gewächshaus,
das aber erst nach 1872 errichtet wurde.
Zu diesem
Zeitpunkt erwarb Justus Leopold Hühne Schloss und Gut, weshalb
eine detaillierte Aufstellung der Gebäude und mehrere Karten
angefertigt wurden,14
wobei die beschriebene Stelle noch unbebaut war.
Allerdings ist hier ein "Orangenhaus" verzeichnet, das
aber
eigentlich nur ein Anbau von etwa 3 mal 5 Metern an der
Südseite der alten Scheune ist. In unserem Falle
hätte es nicht genügend Platz für die unten
genannte Anzahl von Pflanzen bieten können. Johanna Elisabeth
von Anhalt-Zerbst schrieb am 18. Juni 1754: "auf der Seÿte
nach
dem kleinen garten woselbst die Orangerie jetzo stehet".15
Dies lässt vermuten, dass westlich des Schlosses ein weiteres
Orangeriehaus stand. Aber der Hofmaurermeister Carl Wilhelm Christ
nennt diesen Ort 1755 nur den "Orange blaz zu die beÿden hohen
Mauern".16 Die
Fürstin meinte also mit dieser "Orangerie"
nur die sommerliche Aufstellung von Orangenbäumen im Alten
Garten, also kein Orangeriegebäude in heutigem Sinne.17Ein Orangeriebau benötigt außer einer Heizungsanlage, um die teuren Pflanzen vor Frost zu schützen, vor allem Licht. Die notwendige Wärmezufuhr war eine ingenieurtechnische Meisterleistung,vgl. 9 an eine künstliche Beleuchtung war allerdings nicht zu denken. Da die Orangenbäume aber ohne ausreichend Licht ihre Blätter abgeworfen hätten, musste man den möglichst größten Nutzen aus der vorhandenen Sonneneinstrahlung ziehen. Dies war nur mit einer Fensterfront in Südrichtung möglich. Der dadurch bedingte Wärmeenergieverlust muss beträchtlich gewesen sein, weshalb man in der Dunkelheit die Fensterläden schloss. Dabei sollten wir auch bedenken, dass als Heizmaterial hier fast ausschließlich Holz zur Verfügung stand. Um wenige Orangenbäumchen zu schützen musste also eine Vielzahl einheimischer Bäume geopfert werden, eine Kosten-Nutzen-Rechnung stand aber (noch) nicht zur Debatte. Unter der beschriebenen "Süd-Bedingung" verhindert der Schattenwurf des mächtigen Schlossbaues die Errichtung einer größeren Orangerie im nördlichen oder westlichen Alten Garten. Bei der weiteren Standortsuche half eine Katastrophe. Während der "Jahrhundertflut" im August 2002 bangten die Dornburger um ihre schützenden Dämme, die im Kern wohl auf das 17. und 18. Jahrhundert zurückgehen.18 Der Schlossbereich liegt jedoch größtenteils vor den Elbdämmen, weswegen die jeweiligen Besitzer den Schutt vergangener Tage immer wieder zur Erhöhung des Terrains nutzten und zusätzlich um das Schloss herum einen Entwässerungskanal als Drainage errichten ließen, leider ist dessen Funktionstüchtigkeit aufgrund langer Vernachlässigung momentan anzuzweifeln. Trotzdem ist der größte Teil des südlichen Gartens auch während eines normalen Hochwassers bedroht, 2002 war er überschwemmt. Bei einem viel wahrscheinlicherem Winterhochwasser, welches wegen der auftretenden Eisschollen noch unberechenbarer ist, wären die kostbaren Pflanzen hier in größter Gefahr gewesen. Offensichtlich hat man deswegen im Südgarten an einer Stelle das Gelände aufgeschüttet. Hier finden sich Reste eines Gebäudes mit einer langen Front nach Süden. Die etwa 1,50 m hohen Fundamente bestehen aus den gleichen Steinen wie das sonst vorhandene Mauerwerk des 18. Jahrhunderts. Die Südmauern haben einen geraden horizontalen Abschluss kurz über dem aufgeschütteten Fußboden, so dass ab hier eine Holzkonstruktion mit großen Fenstern vermutet werden kann. Für diesen Orangeriestandort spricht auch die noch vorhandene Geländesituation. Er ist über eine notwendig seichte Auffahrt von Westen her, dem Sommerstandort der Orangenbäume,15 erreichbar. Ein 2,23 m breiter Durchbruch, offenbar später vermauert, in gesamter Mauerhöhe ermöglichte die Abfahrt größerer Kübelgewächse. Ein hierzu notwendiger Orangeriewagen wird noch in einem Inventarverzeichnis von 1797 genannt.19 Auf einem Situationsplan des Baumeisters Johann Christoph Schütze von 172620 ist ein Gebäude an unserem vermuteten Orangeriestandort schon vorhanden, aber bedeutend kürzer dargestellt, als die heute vorhandenen Fundamente zeigen. Leider ist die Beschriftung des Planes an dieser Stelle nicht mehr lesbar. Eine größere Anzahl anspruchsvoller Pflanzen hätte dieser Baukörper nicht aufnehmen können. Tatsächlich plante Johanna Elisabeth spätestens 1749 eine Verlängerung des vorhandenen Orangeriegebäudes, der aber offensichtlich verschoben werden musste. Als Ursache können wir nur den Schlossbrand von 1750 vermuten. In den Protokollen der Zerbster Kammer von 1751 lesen wir, dass schon seit zwei Jahren in Dornburg Holz zur Verlängerung der Orangerie lagert, nun unbrauchbar zu werden droht und deshalb für den Schlossneubau verwendet werden soll.21 Für die tatsächliche Ausführung der Vergrößerung finden sich leider heute keine Rechnungen mehr. Trotzdem muss spätestens nach 1730 diese Orangerie vergrößert oder neu erbaut worden sein, weil Siebecks Lageplan von 17662 (Abb. 1) ein langgestrecktes schmales Gebäude zeigt, das zweifelsfrei auf den oben beschriebenen Fundamenten stand. Welche
Pflanzen waren in Dornburg?
Während es sich bei den von Johann Christoph
Beckmann genannten "Außländischen Gewächsen"10
noch um relativ anspruchslose Pflanzen (z. B. Lorbeer und Zypressen)
gehandelt haben dürfte, sind später auch
aufwändigere Pfleglinge hinzugekommen. Es wurde schon
erwähnt, dass 1747 in Dornburg Ananas reiften.12
Gerade diese schienen der Fürstin besonders am Herzen zu
liegen. Bei seiner Einstellung als Gärtner musste Johann
Adolph Cantzler ein Treuegelöbnis ablegen und bekam am
13. Juli 1751 eine "Instruction".22
Danach hatte er "auch die Asparges, Melonen und alle andere
nöthige Wurtzel und Garten-Sachen in
Überfluß zu beschaffen und anzulegen, nicht minder
die ihm anvertraute Orangerie auch andere Gewächse und
Pflantzen, sie haben
Nahmen wie sie wollen / besonders die Annanas / zu allen Zeiten ... in
guter Aufsicht zu halten, deßhalb auch zu der Zeit, wann
solche geheitzet werden, die behörige Vorsicht zu gebrauchen,
damit kein Schade oder Unglück durch Feuer und Licht geschehe."22
Da im selben Dokument auch noch die Öfen "von denen
Gewächß und Orangen-Hauße"
genannt werden, können wir von mindestens zwei festen und
beheizbaren Pflanzenhäusern ausgehen.Einen weiteren Hinweis auf die vorhandenen Pflanzen erhalten wir in einer "Specification derer besten Orangen Bäume zu Dornburg."23 Diese Zusammenstellung ist zwar undatiert aber aufgrund ihrer Akteneinordnung wohl auf das Jahr 1770ff anzusetzen. Sie umfasst 57 "Pommerantzen", 14 "Pommosinen", 14 "Zitteronen", 8 "Zittronath", 4 "Pommodomen" und 5 "Melerosen". Deren Größe schwankt zwischen einem einzigen über 2 m hohen Pomeranzenbaum und einigen etwa 1,20 m hohen Zitronenbäumen. Wie uns die bereits genannten Ananas aus Dornburg zeigen, nutzte man die exotischen Pflanzen nicht nur zu Repräsentationszwecken im Garten, sondern war auch in der Lage, die fürstliche Tafel damit zu bereichern. Die Zitrone (Citrus limon L.) ist uns auch heute wohlbekannt und wurde schon damals z. B. als Säuerungsmittel, zur Verfeinerung von Salat, Fisch- und Wildgerichten und für Soßen verwendet. Limonade war bereits im 17. Jahrhundert schon so beliebt, dass in Frankreich ein neuer Berufsstand der "Limonadiers" entstand. Die Pomeranze (Citrus aurantium L., auch Bitterorange genannt) erfreute sich im 17. und 18. Jahrhundert großen Zuspruchs, was wohl vor allem darauf beruht, dass sie das Klima nördlich der Alpen relativ gut verkraftet. Ihre Blüten sind strahlend weiß, die Früchte leuchten orange und machen sie zu einem Blickfang des Gartens. Pomeranzenmarmelade gilt noch heute als Delikatesse. Außerdem konnte man aus fast allen Pflanzenteilen ätherische Öle extrahieren. In einer Zeit, wo man lieber den Kontakt mit Wasser vermied waren übertünchende Düfte unentbehrlich. Zweifellos müssen wir uns unter den oben genannten "8 Zittronath" die Zedrat - oder Zitronat-Zitrone (Citrus medica L.) vorstellen. Wie die Pomeranze ist sie als Frischobst ungenießbar aber ihre Schale dient zur Herstellung des Zitronat, welches uns aus den Weihnachtsstollen bekannt ist und früher in der Konditorei häufiger benutzt wurde. Die "Melerosen" sind heute ungebräuchlich. Nach der Beschreibung Johann Christoph Volkamers aus dem Jahre 170824 haben sie "einen gantz besondern sehr angenehmen und lieblichen Geruch / womit sie dem Rosen - Holtz gleichen / dahero auch den Namen Mela Rosa mögen erhalten haben."24 (Abb. 9) Als nahe Verwandte dürfte die Bergamotte gelten, die heute noch in Südfrankreich zur Parfümherstellung dient. Aus den Dornburger "Melerosen" könnte man also Duftwässerchen extrahiert haben, die man auch gern in einer Schale auf dem Ofen verdunsten ließ. Bei den "Pommosinen" kann es sich nur um den von Volkamer24 beschriebenen "Pomo da Sina" (= Apfel aus China, Citrus sinesis L.) handeln, den wir heute als Apfelsine kennen. Im Unterschied zu den heutigen Früchten hatten die "Pommosinen" aber Kerne, eine dickere Schale und dürften im Schnitt kleiner ausgefallen sein. Hinter den "Pommodomen" können wir nur den "Pomo d' Adamo" (=Adamsapfel) mutmaßen. Der schon zitierte Volkamer beschreibt ihn folgendermaßen: "Wann der solche Früchte tragende Baum in dem Erdboden stehet / wird er groß und hoch / wächste aber dabey gerne störricht / dass man grosse Mühe anwenden muß / eine schöne crone an selbigen zuwegen zu bringen; er hat einige Stacheln / und seine Blätter sind länglicht rund / anbey dicklicht und zum theil krauß; die Blumen grösser als bey denen Pomerantzen / und aussenher ein wenig röttlicht / haben aber einen gar schlechten Geruch / wie dann unter allen Agrumi, diese Blühe und Frucht / vor die allerschlechteste gehalten wird / weil sie nicht wol zu nutzen / als bloßhin zur Zierde / indeme sie etwas groß wird / wobey insonderheit anzumercken / dass diese Früchte / wann sie nach abgefallener Blühe zu wachsen anfangen / eine gantz dunckele und schwartz-grüne Farbe haben / daher sie auch die schwartze Citronen in Holand genennet werden / sie sind gantz rund / und obenher in etwas eingedruckt / als hätte man einen Biß mit den Zähnen darein gethan / davon sie die Adams-Aepffel genennet werden / gleich als ob der Biß unseres ersten Stamm-Vatters des Adams in die verbottner Frucht / dadurch angedeutet würde." (Abb. 10)24 Der Adamsapfel war vor allem als Pfropfunterlage für Pomeranzen beliebt.25 Was geschah
mit den
Pflanzen und Gebäuden?
Wegen einer Spionageaffäre flohen Johanna
Elisabeth
und ihr Sohn, Friedrich August von Anhalt-Zerbst (1734-1793), 1758 ins
Ausland. Sie verstarb zwei Jahre später in Paris, und er lebte
fortan u. a. in Basel und Luxemburg. Das Land wurde von einem
Geheimratskollegium regiert, das dem
Fürsten Geld für sein Militär besorgen
musste. Weder der Kaiser noch seine
Schwester, Katharina II. von Russland (1729-1796), konnten Friedrich
August dazu bewegen, nach Zerbst zurückzukehren und die
Regierungsgeschäfte selbst in die Hand zu nehmen.26
Obwohl Schloss Dornburg also nach 1758 von keinem Zerbster
Fürsten mehr besucht wurde, waren die Gärtner
weiterhin beschäftigt und die Orangerie wurde nach wie vor
jeden Winter beheizt, was in Zeiten knapper Kassen sogar dem
Fürsten selbst wenig verständlich erschien. So teilte
Friedrich August am 24. März 1771 seinen Räten mit,
dass die
Orangerie in Dornburg und Friederikenberg27
"zu ihrer Unterhaltung und Feuerung viel Kosten und Holz erfordert."28
Deshalb sollten die Pflanzen "unter der Hand, in einzeln oder
ganzen, abgeschaffet und zu Geld gemacht"28
werden. Wohl aus diesem Grunde kam es zu oben zitierter "Specification
derer besten Orangen Bäume zu Dornburg".23
Nachdem man 1769 für 24 Orangenbäume aus den
Gärten in Zerbst und Dornburg den hohen Preis von 3000 Talern
erzielt
hatte,29 liefen diese
Geschäfte dann schlechter. In den Jahren 1771
bis 1777 werden immer wieder die Fensterscheiben in den Dornburger
Orangeriehäusern repariert.30
1779 erhielt Meister Grabe 16 Taler 6 Groschen 6 Pfennige
"für Zimmerarbeit an die Orangerie Häuser".31
Da in den Jahren
1781 und 1783 wieder Orangenbäume aus den Gärten in
Zerbst und Friederikenberg verkauft wurden,32
scheint hier etwas Platz geworden zu sein, denn 1786 wurde der gesamte
Orangenbestand von Dornburg nach Friederikenberg transportiert.33
Dafür erhielten die Hohenlepter Anspänner 10 Taler 16
Groschen, die Kossäten zu Dornburg 24 Taler 12 Groschen, die
Großlübser Bauern 12 Taler 12 Groschen, die
Gödnitzer Anspänner 5 Taler und die
Tagelöhner 8 Taler 3 Groschen.33
Anhand dieser Transportkosten kann man den Umfang der Orangerie
nur erahnen. Am 31. Januar 1787 schreibt der Gärtner
Johann Ludwig Müller aus Friederikenberg an die Kammer
Zerbst, dass "unter dene 200 Dornburger Orangenbäumen, kaum 30
bis 40 Stück sein, deren Kübel Bodens haben".34
Im selben Jahr scheint man auch das Dornburger
Orangeriegebäude bereits abgerissen oder umgebaut zu haben, da
"Friedrich und Consorten"35
bezahlt werden, "die Fenster aus dem großen
Gewächshause nach dem Fürstl. Schlosse zu bringen".33Im Rechnungsjahr 1749/50 gab die Zerbster Kammer den nicht unbeträchtlichen Betrag von 84 Talern und 12 Groschen "für 80 Stück verschiedenen Sorten Bohlen zur Bagode"36 aus. Die bereits mehrfach zitierten Karten des 18. Jahrhunderts2 und 3 verzeichnen keinerlei Gebäude im "Neuen Garten", so dass die genannte Pagode, ein kleiner Pavillon im damals beliebten chinesischen Stil, nur im Alten Garten gestanden haben kann, wo an der Westmauer vier Gebäude eingezeichnet sind. Der Bau am Südwestende wird um 1871 als "Kegelbahnhaus mit Kegelbahn"14 bezeichnet, sein Nachbar als "Obstdarre".14 |