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Die
Lindenallee
von Stefan Schüler |
Die
Lindenallee
führt vom Schloss zum Haupteingang, stellt so eine Verbindung
zum
Neuen Garten her und wird dort fortgesetzt. Ursprünglich war
sie
doppelreihig. Allerdings ist dies nur vorstellbar, solange die Linden
entsprechend dem barocken Zeitgeschmack beschnitten werden, da sie
sonst ineinander wachsen würden. Das Beschneiden der
Bäume
wurde allgemein gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufgegeben, so dass
vielleicht
schon zu dieser Zeit die zweite Reihe in Dornburg gefällt
wurde.
Leider ist seit dem Hochwuchs der Bäume das Schloss dahinter
verborgen. 1730 wurden 90 junge Linden aus dem Walternienburger Forst
angefordert.1
Die gleiche Stückzahl wurde schon drei Jahre später
nochmals zur Ausbesserung der Allee geordert.2
Im Dezember 1733 bat Fürst Christian August von
Anhalt-Dornburg (1690-1747) persönlich um weitere
Bäume, "weil
aus versehen 14 Linden zu hiesiger allée zu wenig verlanget
worden".3 So rechtes
Glück schien
den Linden nicht beschieden zu sein, weshalb der Fürst im
November 1735 wieder an die Kammer Zerbst schrieb: "Weil Zeithero
die Allée von Linden, vorm Dornburgischen Schloß,
von dem Viehe aus dem Dorffe, sehr beschädiget worden,
daß, die vorige einmalige reparatur zu geschweigen, seit 2.
Jahren wiederum an 40 Bäumen theils über der Wurzel
abgebrochen, theils sonst beschädiget worden, so wird gebethen
zu sothaner Reparatur ...".4 |
Abb. 1: Der Eingang zum Wirtschaftshof mit den beiden Kugelsonnenuhren auf den Pfeilern und der Lindenalle zum Schloss im Jahre 2007. |
Die Kugelsonnenuhr im Eingangsbereich Man schätzt, dass in Deutschland nur etwa 40 historische Kugelsonnenuhren existieren, die sich meistens in einem beklagenswerten Zustand befinden.5 Im 18. Jahrhundert waren sie, wenigstens bei Sonnenschein, oft genauere Zeitmesser als ihre mechanischen Verwandten, die bei schlechter Wartung schnell ihre Dienste verweigerten. Gleichzeitig symbolisierten sie in den Zeiten des "Sonnenkönigs"6 die durch Gott gegebenen Ordnung. Die Dornburger Sonnenuhr besteht aus zwei identischen Kugeln, welche die Pfeiler zum Portal des Wirtschaftshofes in mehr als zwei Metern Höhe bekrönen. Dieser Abstand zum Betrachter und der geringe Kugeldurchmesser von weniger als einen halben Meter machen eine genaue Zeitablesung im heutigen Sinne unmöglich, was unseren Vorfahren aber weniger notwendig erschien. Vielleicht werden die Zeitmesser aus diesem Grunde nirgends schriftlich erwähnt. So können wir heute nur vermuten, dass die Uhren bereits unter der Regie des Zerbster Hofbaumeisters Johann Christoph Schütze entstanden. Er selbst berichtet 1735 nur von einer "Mauer an dem neuen Thorweg, zwischen den Brau-Hause und der Meyerey so vore jahre da die Garthen Mauer gemachet, sogleich mit gemachet worden".7 Für Schützes Urheberschaft sprechen auch die kugelförmigen Monphasenuhren am Turm des Zerbster Schlosses und am Rathaus in Weißenfels, die beide auf seinen Planungen beruhen.8 Historische Fotos zeigen, dass die Einfahrtpfosten mit den Sonnenuhren ursprünglich enger beieinander standen. Heute ist nicht mehr nachvollziehbar warum dies in den 1950-er Jahren geändert wurde. Angeblich bestand Einsturzgefahr, weshalb man sich entschloss, das Portal zu entfernen. Andere Zeitzeugen behaupten, dass bereits ein Stützpfeiler zusammengebrochen war, was zu bezweifeln ist, weil in diesem Falle wohl die betroffene Kugel größeren Schaden genommen hätte. Fest steht nur, dass beide Uhren lange Zeit in unmittelbarer Nähe des Kindergartenspielpaltzes lagerten,9 da sich noch viele ehemalige Knirpse gern an die abenteuerlichen Klettergeräte erinnern. Dieser Zustand wurde erst 1987 behoben, weil der Dornburger Astronomielehrer und Heimatforscher Hermann Hennig die Seltenheit der Kugelsonnenuhr kannte und den Erhalt der Kleinode wiederholt eingefordert hatte. Er schrieb selbst einen Artikel für die "Zerbster Volksstimme": "Dornburger Sonnenuhren zeigen
jetzt die Zeit an
Kugelförmige
Kleinode wieder auf altem Platz
Nachdem im vergangenen Jahr die alten
Wirtschaftsgebäude der Genossenschaft an der
Hauptstraße von den Handwerkern einen neuen Anstrich
erhielten, wurden auch die nach dem zweiten Weltkrieg
abmontierten zwei kugelförmigen Sonnenuhren auf die
Torpfosten des LPG-Hofes
wieder aufgesetzt. Sie sagen den Dornburgern bei
Sonnenschein
nun wie vordem, die Zeit an.Die Sonnenuhren zeigen bei genauer Ausrichtung mit Hilfe der Schattengrenze die wahre Ortszeit an. Da Dornburg ein wenig mehr als 3 Grad westlich des 15. Meridians liegt, der die mitteleuropäische Zeit (MEZ) bestimmt, gehen die Dornburger Sonnenuhren gegenüber dieser um 12 Minuten nach. Das ist auf die Drehung der Erde von West nach Ost und auf die Tatsache zurückzuführen, daß beim Umlauf von einem Meridian zum anderen vier Minuten vergehen ..."10. Die 1987 geschaffene, eher provisorische, Lagerung der historischen Kugeln wurde ihrer Einzigartigkeit nicht gerecht (Abb. 1). Nur Insider wussten, dass sich hier einen Sonnenuhr versteckt. Viele Touristen auf dem beliebten Elbe-Radweg fuhren achtlos vorbei. Deshalb beschloss der Stengel- und Heimatverein Dornburg im Jahre 2007 den Haupteingang zum Schloss, der im Zentrum des Dorfes steht, einladender zu gestalten. Größtes Kopfzerbrechen bereiteten die verloren gegangenen Postamente der Kugeln bis der damalige Vereinsvorsitzende, Egbert Platte, nach langem Suchen ein historisches Foto fand. Der Stengel- und Heimatverein Dornburg dankt den vielen Schlossbesuchern der vergangenen Jahre für ihre Spenden und der Lotto Sachsen-Anhalt GmbH für einen Zuschuss von 1500 Euro, außerdem der Firma Paul Schuster in Magdeburg für die Ausführung und Herrn Axel Thiem von der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Jerichower Land für die Beratung. Die von der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpfleg und Archäologie favorisierte Rekonstruktion der alten Eingangssituation war nicht möglich, da die modernen landwirtschaftlichen Fahrzeuge dann nicht mehr auf den Wirtschaftshof hätten fahren können. |
Abb.
2: Am
6. Juli 2011 konnten die
restaurierten Kugeln auf die neuen Postamente montiert werden. Vorher
waren bereits die Pfosten erhöht und neu verputzt worden.
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