Schloss Dornburg an der Elbe
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Ausgrabung 1. Steinburg 2. Steinburg Herrensitz Residenz der Nebenlinie

Die Vorgängerbauten bis zum 18. Jahrhundert
von Stefan Schüler
 
Die angebliche Kaiserpfalz
Zwischen 937 und 1004 wurden 22 Kaiserurkunden ausgestellt, deren Ortsangabe man in moderner Schreibweise als Dornburg (Elbe), Dornburg (Saale) oder Derenburg (bei Halberstadt) deuten könnte.
1 Johann Christoph Beckmann ging in seiner 1710 erschienenen „Historia des Fürstenthums Anhalt“ davon aus, dass sich die Burg in Dornburg an der Elbe aus einer Pfalz entwickelt hat.2 Später kamen immer mehr Zweifel daran auf. Der Höhepunkt des Streites war wohl erreicht, als man zum Jahr 1937 in Dornburg an der Elbe und in Dornburg an der Saale Feiern zum tausendjährigen Ortsbestehen plante. Hier konnten nur noch die Archäologen helfen. Dazu schreibt Heinz A. Knorr: „1933 trat das Dornburgproblem in ein entscheidendes Stadium, als sich die Möglichkeit bot, eine bodenkundliche Untersuchung durchzuführen. Vom Anhaltischen Staatsministerium wurde dem neugegründeten Arbeitsdienstlager in Dornburg als erste Arbeit die Ausgrabung der Dornburg übertragen, und am 9. Januar 1933 traten 60 Mann an, um dort 15 Wochen lang zu graben.3 Etwa 800 Meter südwestlich des heutigen Schlossbezirkes, an der nördlichsten Stelle des dortigen Elbbogens fand man die Reste steinerner Burgen, deren älteste Teile auf die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert wurden. In der Auswertung der Grabungsergebnisse hielten Heinz A. Knorr und Reinhold Specht fest, dass an der beschriebenen Stelle keine Pfalz des 10. Jahrhunderts gestanden haben kann.4 

Die Ausgrabung
förderte drei Schichten zu Tage:
1. Die slawische Schicht
Auf einer Insel aus Auenlehm- und Flusssandschichten wurde über einem aufgeschütteten Lehmhügel eine slawische Siedlungsschicht in drei Metern Tiefe freigelegt, die früh- und mittelslawische Scherben von Töpfen, Schüsseln, Näpfen, Tellern und einige Bruchstücke von Tonwannen aus dem 8.-11. Jahrhundert enthielt. Darüber hinaus fand man zwei Teile von Messern aus Eisen, Schlittenkufen aus Knochen, eine geschliffene Glasperle als Importware und zahlreiche gespaltene Tierknochen als Reste von Mahlzeiten. Viele der slawischen Keramikscherben waren mit Ornamenten verziert, die fünfzeilige Wellenmuster oder auch Gittermuster zeigten.
Verkohlte Holzreste und rotgebrannter Lehm lassen darauf schließen, dass die Siedlung einem Brand zum Opfer fiel, was aber nicht unbedingt mit kriegerischen Auseinandersetzungen zusammenhängen muss.

 Abb. 1:
 Zeichnung des Grabungsleiters Max König

 Abb. 2:
 Zeichnung des Grabungsleiters Max König

2. Die erste Steinburg
Darüber folgte eine aufgeschüttete Lehmdecke, auf der eine Schicht aus Schutt lag, in der mittelalterliche Scherben von Kugeltöpfen und roten Bombentöpfen sowie ein Glockendeckel, ein glasierter Dachziegel, Bruchstücke von Kacheln, Mauerreste aus Quarzitsteinen und verkohlte Holzstücke gefunden wurden. Auch einige mit einem Formholz profilierte spätslawische Scherben aus dem 12. Jahrhundert waren darunter.
Zu dem umfangreichen Fundmaterial, insgesamt mehr als 400 Kisten, gehören auch verschiedene Metallgegenstände aus Eisen und Bronze. So fand man zahlreiche Reste von Hufeisen, zwei Sporen, eine Lanzenspitze, einen Kesselhaken, Türangelhaken und Nägel, eine Schüssel, eine Schnalle und die Klinge einer Bügelschere (Schafschere) aus Eisen und mehrere bronzene Schnallen. Als wertvollste Fundgegenstände konnten zwei bronzene romanische Schreibgriffel von 15,4 und 12,8 cm Länge geborgen werden, mit denen man auf Wachstafeln schrieb.
Diese Burg muss sehr gründlich vernichtet und gebrandschatzt worden sein, da sie mit einer Schicht aus Schutt und verkohlten Holzresten bedeckt ist.
 Abb. 3:
 Zeichnung des Grabungsleiters Max König

3. Die zweite Steinburg
entstand auf den Resten der ersten. „Für das Mauerwerk wurden die Trümmer benutzt, vor allem alte Dachziegelsteine, die man mit Lehm zusammensetzte. Die neuen Mauern sind sehr unordentlich gebaut. Auf Grund der Fundverteilung kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Burg nicht mehr in ihrem ganzen Ausmaße benutzt wurde, das westliche Grabensystem scheint allmählich, zu verfallen, ebenso bleibt der Nordteil der Hauptburg unbewohnt. Der Burgbezirk beschränkt sich Hauptsächlich noch auf den Brunnen, die Ufermauer, das lange Gebäude der Vorburg und auf die Hauptburg mit ihren Bastionen.“
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Abb. 4-6: Zeichnungen des Grabungsleiters Max König

Abb. 7:
Der Dornburger Kantor und Ortschronist Karl Ulrich (1907-1964) hat nach eigenen Aussagen die Grabung angeregt, suchte den Ort oft auf und besprach sich, wie bei allen archäologischen Funden im Ortsgebiet, mit dem Grabungsleiter des Zerbster Schlossmuseums Max König (1886-1957). Hier die Originalzeichnung des Letzteren, die der Archäologe Heinz A. Knorr als Grundlage für seine Veröffentlichung nahm.

Die gesamte Burganlage an der Elbe stand auf zwei Inseln, die in W-O-Richtung durch einen 12 Meter breiten Graben getrennt waren, über den eine Brücke führte, deren Fundamente noch vorhanden waren. Auf der Westseite sind jetzt noch die Reste des ehemaligen Grabens zu erkennen, der die gesamte Anlage umgab. Eine Rinne, die noch heute als Burggraben bezeichnet wird, führte zum Kirchsee und eine andere in nordwestlicher Richtung ins Wiesengelände, wo sie in einer alten Talung einmündet. Diese ist infolge des Lehmabbaus der späteren Ziegelei nur noch streckenweise erkennbar. Auf der Nordinsel stand die Hauptburg, auf der Südinsel die Vorburg.
Am östlichen Ende der Grabung fand man den gewölbten, steinernen Unterbau einer Verbindungsbrücke zwischen Haupt- und Vorburg. „Das Gewölbe hat eine Spannweite von 2 m, eine Breite von 1,20-1,45 m. Die beiden das Gewölbe tragenden Pfeiler sind an der westlichen Seite auf einer Länge von 1,85 m bis auf 2,40 m verbreitert, so daß zwei Plattformen entstehen. Die ganze noch erhaltene Länge der Brücke beträgt 9,20 m. Der Bogen liegt im Scheitelpunkt 53 cm über dem Elbspiegel.“
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Abb. 8: Skizze des Grabungsleiters Max König vom steinernen Unterbau der Brücke7


Abb. 9: Wahrscheinlich zeigt das Foto den  steinernen Unterbau der Brücke Abb. 10: Max König in der Grabensohle

weiter mit der 1. Steinburg

Quellen und Anmerkungen
  1. vgl. z. B. Ottenthal (Hrsg.): Regesta Imperii, Abteilung II. Sächsisches Haus 919-1024, Heinrich I. und Otto I. 919-973, 1893, Seite 43, Otto I., 937 okt. 11, Taremburch, Nummer 72, Seite 44, Otto I., 937 dez. 20, Quitilingoburg, Nummer 74, Seite 66, Otto I., Datum: 944 sept. 30, Tarneburc, Nummer 119.
  2. Johann Christoph Beckmann: Historia des Fürstenthums Anhalt, Zerbst 1710.
  3. Heinz A. Knorr: Die Dornburg an der Elbe, Ausgrabung einer mittelalterlichen Burg. In Sachsen und Anhalt, Jahrbuch der Landesgeschichtlichen Forschungsstelle für die Provinz Sachsen und für Anhalt im Auftrage der Verwaltung des Provinzialverbandes herausgegeben von Walter Möllenberg, Band 15, Magdeburg, 1939, S. 9.
  4. Anm. 3, S. 63.
  5. Anm. 3, S. 75.
  6. Anm. 3, S. 13.
  7. Wir danken Helmut Hehne aus Zerbst, der uns die Originale zur Verfügung stellte.