Schloss Dornburg an der Elbe
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Die Kirchweihe 1758 Grabsteine

Zwei  Grabsteine in der Schloss- und Dorfkirche in Dornburg an der Elbe
von Stefan Schüler
1

Dank der erfolgten Mauerwerkstrockenlegung und den Sanierungsmaßnahmen sind nun auch die beiden Grabsteine in der Dornburger Kirche wieder besser lesbar. Bei genauer Untersuchung stellte sich heraus, dass dort nicht (wie bisher behauptet)2 der Grabstein des Hyronimus von Münchhausen ist.

Im Jahre 1475 wurde Johann von Kötzen mit Dornburg belehnt. Der Herrensitz war nun an die Stelle des heutigen Schlosses verlegt worden.3 Am 1. Januar 1523 erhielt Wolfgang von Lattorff Dornburg.4 Sein Sohn Wolff Ernst (um 1515-1586)5 heiratete Engel (Engelke) von Münchhausen verstarb aber ohne männliche Nachkommen.3 Offensichtlich wurde er in Dornburg beerdigt, da sein Grabstein in die Ostwand der 1755-1758 neu erbauten Kirche eingelassen ist. Leider wird der untere Teil durch die Treppe zur 1. Empore verdeckt. Die Umschrift des Grabsteines oben und rechts lautet: "Der Bestrenge Edele Undt Ehrnveste Wollff Ernst V Latdorff Ist Selig VorSchi[eden ANNO 1586]". Die eingeklammerten Zeichen sind nicht sichtbar bzw. zerstört und wurden nach dem Sinn ergänzt von S. Schüler.6

Grabstein des Wolff Ernst von Lattorff
Allianzwappen oben links:
von Lattorff (Kranz mit Weizenähren)
und
von Löben (Helmzier: Mohrin mit eingestemmten Armen und Stirnbändern die nach links abflattern, Wapentafel: drei weibliche Mohrenbüsten ebenfalls mit Stirnbändern.)
Grabstein Wollf Ernst von Lattorf Allianzwappen oben rechts:
von Veltheim (Stamm mit zwei Blättern und waagerechte Balken geviert)
und
von Thümen
7 (rote Rose über einem Palisadenzaun)
Umschrift außen links, unten beginnend:
MATTEUS A M 4 Die Menschen Leben Nicht Allein Vom Brotte Sondern [Vom Gotte]. Der eingeklammerte Text ist ein Totalverlust. Er wurde sinngemäß ergänzt nach Matthäus 4, 4.

Maße des Steins: 117 X 90 cm
Umschrift innen links, unten beginnend:
MARC 10 TRACHT[E AM ERSTE]N NACH DEM REICH GOTTES UND NACH SEINER GERECHTIKEIT WIRT EU(C)H DAS ANDERE ALLES ZUFALLEN. Der eingeklammerte Text wird durch einen Träger des Treppenabsatzes verdeckt und wurde ergänzt nach Matthäus 6, 33 (Parallelstelle zu Markus).


Wolff Ernst von Lattorff trägt an der Kette um den Hals einen "Gnadenpfennig"8 mit einem Porträt. 

Trotz der Verwandtschaft der Ehefrau mit dem Obristen Hilmar von Münchhausen (1512-1573), der Herr im nahen Leitzau war, ist eine langer Rechtsstreit zwischen den Nachbarn dokumentiert, der erst am 19. Juni 1566 beigelegt wurde.3 Nach dem Ableben des Wolff Ernst "haben dessen Vettern Siegmund, Ernst und Matthieß von Latorf ... Dornburg mit Bewilligung der Hinterlassenen Witwen Engel von Münchhausen / als welcher es von Ihren Ehe-Herrn zum Leib-Gedinge verschrieben worden ... an Hrn. Statius von Münchhausen verkaufet / welchen Kauf Fürst Johann George der I. A. 1591. den Oster-Dienstag confirmiret. Und hat darauf ietz gedachter Statius das Hauß weiter ausgebauet ...3 Dieser Statius III. (auch Statz, Stacius, Justatius, 1555-1633)9 war ein Sohn des bereits genannten Hilmar von Münchhausen und hatte 1578 Anna von Lattorff (1558-1600), die Tochter von Wolff Ernst geheiretet.9 Der erste Sohn aus ihrer Ehe, Hilmar Ernst von Münchhausen (1592-1671) bekam die Güter Bodenwerder, Bolzum und Dornburg mit Groß Lübs.10 Seine Ehefrau Magdalena von Wrisberg (geb. 1591, verh. 1613) verstirbt 1636 in Zerbst, nachdem zuerst "Ihr Adeliches Hauß Dornburg / unnd denn die beyden Adelichen Häußer Dornburg unnd grossen Lübs" im Dreißigjährigen Krieg "geplündert / im grund spolieret / verheeret" wurden.11 Nach dem Tod des Johann von Münchhausens (1631-1674),11 des letzten männlichen Nachkommens, zieht das Fürstenhaus Anhalt-Zerbst das Lehen ein, was einen langen Rechtsstreit zwischen den Häusern verursacht.

Grabstein der Gerdraut von Pausen

Ein zweiter Stein liegt unter der Treppe zur 1. Empore in der Nordostecke der Kirche. Die angebrachten Wappen lassen vermuten, dass die Verstorbene
12 ein Kind von Hilmar Ernst von Münchhausen mit Magdalena von Wrisberg war. Die Großeltern wären dann Statius III. von Münchhausen und Anna von Lattorff. Der auf dem Stein genannte Ehemann stammt aus dem mansfeldischen Geschlecht derer von Pausen, auch von Buß, Boß, Busse oder Bausen genannt.13
Hier steht eine Stütze des Treppenpodestes.


Dieser Teil des Steins ist völlig zerstört.
Der Text wurde ergänzt nach Johannes 14.
Maße des Steins: 210 X 106 cm

Beide Grabsteine stammen offensichtlich aus einem der Vorgängerbauten und wurden bei der Erbauung der neuen Kirche hierher gebracht.

Quellen und Anmerkungen
  1. Ich danke Professor Bernd Krämer für seine Unterstützung.
  2. z. B. Dehio-Vereinigung (Hrsg.) bearbeitet von Ute Bednarz, Folkhard Kremer, Hans-Joachim Krause u. a.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt, 2. Regierungsbezirke Dessau und Halle, Deutscher Kunstverlag, München und Berlin, 1999
  3. Johann Christoph Beckmann: Historia des Fürstenthums Anhalt, Zerbst 1710. 
  4. Johann Georg Meusel: Historische Litteratur für das Jahr 1783, Verlag der Palmischen Buchhandlung, Erlangen, 1783, Bd. 1, S. 119 f. 
  5. Stammbaum der Familie von Lattorff im Internet, zuletzt abgerufen im Juni 2016: http://buro-klieken.de/Lattorff.htm (externer Link). 
  6. Ich danke Oranna Dimmig für die Hilfe bei der Transskription.
  7. Der Vater, Wolfgang (Wolf) von Lattorf heiratete Ursula (Ursel) von Thümen. Das Wappen stammt also von der Mutter des Verstorbenen.
  8. Ich danke Herrn Dr. Mario Titze vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachen-Anhalt für diesen Hinweis. 
  9. Samuel Treue: Gründliche Geschlechts-Historie des hochadlichen Hauses der Herren von Münchhausen ...,Göttingen, 1740, S. 118ff.
  10. Hilmar Ernst heiratet 1613 Magdalena von Wrisberg, Tochter des Christoph von Wrisberg und der Gertrud von Münchhausen (1565-1621). siehe Anm. zuvor, S. 127. 
  11. Leichenpredigten auf Magdalena von Münchhausen, Magdeburg, 1637 und auf Johann von Münchhausen, Eisleben, 1674. 
  12. Leider wird im Stammbaum derer von Münchhausen keine Gerdraut erwähnt.
  13. George Adalbert von Mülverstedt: Mansfelder Adelsgeschlechter in Mecklenburg. In: Eduard Jacobs (Hrsg.): Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde, Quedlinburg, 1875 (8. Jahrgang), S. 462.
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