Schloss Dornburg an der Elbe
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Dr. J. Kornow: Nutzung und Erhaltung des Stengel-Schlosses Dornburg ...
S. Schüler: Zur Deutung der Putti auf der Attika des Schlosses
 O. Dimmig: Das bekannte Planmaterial zu Schloß Dornburg ...
Prof. G. Smirnov: Der Fund von Bauplänen ... für Schloß Dornburg
O. Dimmig/S. Schüler: Weitere Erläuterungen zu den o. g. Bauplänen (Im Nachgang zum Symposium)

Das bekannte Planmaterial zu Schloss Dornburg/Elbe (Stengel-Bau)
bis zum St. Petersburger Planfund.

Ein kritischer Überblick1
von Oranna Dimmig

Allen Nachforschungen zu Schloss Dornburg war bis zu der Entdeckung eines Plansatzes, den im Frühjahr 2002 Georgi Smirnov in der St. Petersburger Eremitage aufspürte, eines gemeinsam: die erfolglose Suche nach Bauplänen aus der Entstehungszeit. Aus den Briefen des entwerfenden Baumeisters Friedrich Joachim Stengel (1694-1787), den schriftlichen Anweisungen der Bauherrin Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst (1712-1760) und den Akten der Fürstlichen Kammer wissen wir, dass Stengel ab 1750 für die neue Schlossanlage in Dornburg mehrere Entwurfszeichnungen lieferte, mit denen sich die Fürstin beschäftigte.
2 Keine einzige dieser Zeichnungen ist im Original oder wenigstens als Kopie bisher bekannt geworden. Einzige Ausnahme ist ein in Kupferstichen überlieferter Ideal-Entwurf, der unausgeführt blieb und als dessen Urheber die Sekundärliteratur durchgängig Friedrich Joachim Stengel nennt. (Abb. 1-2)


Abb. 1: Idealansicht von Schloss Dornburg. Kupferstich von Johann Christian Püschel, erschienen 1757 (Gamer 1967, S. 69, hier aus Privatbesitz)

Bauakten im engen Sinne gibt es nicht, da das kleine Fürstentum kein eigenes Bauamt unterhielt. Vielmehr wurden bei Bedarf renommierte Baumeister aus anderen deutschen Kleinstaaten entliehen, während die fürstliche Kammer in Zerbst Verwaltung und Kontrolle des Baugeschehens übernahm.3 Als im Zuge der Vorarbeiten zu seiner Monographie über den Barockbaumeister Stengel der Saarbrücker Kunstgelehrte Karl Lohmeyer4 (1878-1957) sich 1909 an das Herzogliche Haus- und Staatsarchiv in Zerbst um Auskunft zu Schloss Dornburg wandte, erhielt er vom zuständigen Archivrat Dr. Hermann Wäschke5 (1850-1926) zur Antwort: "... auch haben wir zusammenhängende Akten über den Dornburger Schloßbau nicht ..." und "... vielmehr finden sich in vielen einzelnen Aktenstücken, zumeist Rechnungsakten, gelegentliche Erwähnungen. Eine Durcharbeitung dieser Akten würde Monate in Anspruch nehmen...".6 Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann jeder, der sich auf die Suche nach den Quellen zu Stengels Dornburger Schlossbau begeben hat, bestätigen.
Von Archivrat Wäschke stammt auch der Hinweis auf den erwähnten, 1757 erschienenen Kupferstich mit der perspektivischen Ansicht des unausgeführten Idealentwurfs. Lohmeyer brachte diesen Stich des Leipziger Kupferstechers Johann Christian Püschel
7 (1718-1771) in seinem 1911 erschienenen Buch über Stengel zur Abbildung. Zur weiteren Illustrierung des Schlossbaus an der Elbe griff Lohmeyer auf eine damals aktuelle, inzwischen verschollene Bauaufnahme eines Regierungsbaumeisters namens Giebelhausen zurück (siehe weiter unten). (Abb. 19-25)
Die Forschungen zu Schloss Dornburg werden durch die Folgen der Zerstörung des Zerbster Schlosses
8 zusätzlich erschwert. In dem Gebäude befanden sich unter anderem das Schlossmuseum, das Zerbster Stadtarchiv und das Anhaltische Staatsarchiv mit Beständen des ehemaligen Herzoglichen Haus- und Staatsarchivs. Ausgelagertes Kulturgut, das der Vernichtung entging, blieb zum Teil verschollen oder gelangte nicht in jedem Fall an die zuständigen Stellen bzw. Nachfolgeeinrichtungen zurück. Die überkommenen Bestände der Kammer Zerbst befinden sich heute im Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Dessau, das zur Zeit nach Dessau verlagert wird. Karten und Zeichnungen werden dort von den Akten getrennt archiviert und bilden eigene Bestände. Alle Karten und Pläne zu Dornburg, die die alten Findbücher noch verzeichnen, sind im Archivbestand von Dessau nicht mehr vorhanden. Anfragen in den Stadtarchiven von Zerbst und Dessau nach Karten und Bauplänen zu Schloss Dornburg wurden negativ beschieden.9
Von diesem Befund ausgenommen sind einige Entwurfszeichnungen für die Ausstattung des Dornburger Schlosses, die beauftragte Bauhandwerker10 bei der Kammer Zerbst eingereicht hatten und die verstreut in den Kammer-Akten eingebunden sind (Abb. 3-9, Abb. 11-12). Die Mehrzahl dieser Zeichnungen wurde erstmals teilweise 1991/94 vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt und den Staatlichen Schlössern und Gärten Wörlitz, Oranienbaum und Luisium,11 teilweise 1999 von dem Dessauer Kunsthistoriker Horst Dauer12 publiziert. Ferner verwahrt die Gemäldegalerie Dessau mehrere Entwürfe für Wanddekorationen, die möglicher Weise Schloss Dornburg zugeordnet werden können (Abb. 13-15), sowie zwei Lagepläne (Abb. 16-17) – auch diese abgebildet bei Horst Dauer.13 Ein bereits 1929 von Ludwig Grote14 publizierter Entwurf für eine Wanddekoration (Abb. 10), der dem Stengel-Bau zugeschrieben wird, ging im Zweiten Weltkrieg verloren.15
Im Folgenden sollen die publizierten Kupferstiche, Handwerkerzeichnungen und Lagepläne sowie spätere Bauaufnahmen vorgestellt und unter die Lupe genommen werden.

Kupferstiche (Abb. 1, 2)

Die am häufigsten abgebildete alte Ansicht von Schloss Dornburg (Stengelbau)16 ist der bereits erwähnte Stich von Püschel (Abb. 1). Er erschien erstmals 1757 in dem Buch von Samuel Lentz: "Becmannus enucleatus, suppletus et continuatus oder Historisch-Genealogische Fürstellung des Hochfürstlichen Hauses Anhalt und der davon abstammenden Marggrafen zu Brandenburg, Herzoge von Sachsen und Sachsen-Lauenburg, mit vielen Kupfern, Cöthen und Dessau 1757". Dieses Buch ist die überarbeitete und erweiterte Fassung der 1710 erschienenen Chronik "Histroria des Fürstenthums Anhalt" von Johann Christoph Beckmann, in der das Dornburger Schloss noch in seiner Gestalt als heterogene Gebäudegruppe der Spätrenaissance abgebildet war.17 Die Stiche in diesem frühen Werk stammen von Martin Bernigeroth18 (1670-1730), Stammvater einer in ihrer Zeit hochgeschätzten Kupferstecher-Familie und Gründer einer produktiven Werkstatt in Leipzig, aus der zahlreiche Schüler hervorgegangen sind. Der über tausend Seiten umfassende Nachfolgeband, die Prachtausgabe des Lentz 1757, wurde von einer ganzen Schar Bernigeroth-Schüler illustriert. Neben einigen kleineren Vignetten, Landkarten und Stammbäumen bestehen die Illustrationen vorwiegend aus Ortsansichten und hervorzuhebenden Bauwerken sowie aus Portraits von Personen der thematisierten Adelshäuser. Als federführend bei diesem Unternehmen gilt Bernigeroths älterer Sohn Johann Martin Bernigeroth19 (1713-1767), der auch die zu leistende Arbeit je nach Fähigkeit an die übrigen Kupferstecher verteilt haben dürfte.20 Johann Christian Püschel, spezialisiert auf das Stechen von Landkarten und Perspekiven, wurde unter anderem mit der Darstellung der Dornburger Schlossanlage betraut.
Das Blatt hat die Maße ca. 41,5 cm Höhe auf ca. 68 cm Breite (Maße der Druckplatte: ca. 380 x 580mm). Der Stich zeigt in perspektivischer Ansicht eine großzügige, um einen Hof gruppierte Schlossanlage, die sich aus zahlreichen Einzelbauwerken zusammensetzt. Der tiefe oblonge Hof erstreckt sich vom Corps-de-Logis bis zu einer von Wachhäusern flankierten, gestaffelte Gitter- und Toranlage. An den Langseiten ist er jeweils von zwei zweigeschossigen, siebenachsigen Gebäude mit Mansarddächern umgeben. Alle Gebäude sind durch insgesamt sechs Kolonnaden miteinander verbunden, wobei die Anschlüsse zwischen den Schmal- und den Längsseiten der Anlage durch eine gekurvte Führung der Säulengänge gewonnen wird. Den geraden Verbindungsweg zwischen Eingangsgitter und Haupteingang des Corps-de-Logis begleiten 26 in zwei Reihen aufgestellte gesockelte Figuren. Die weite Fläche des Hofes wird zusätzlich durch vier Wasserbassins mit Fontainen gegliedert.
Diese Ansicht von Schloss Dornburg erscheint im selben Buch von Lentz 1757 leicht verändert ein zweites Mal: auf dem Portrait der Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, der Auftraggeberin des Stengel-Baus, ist der Idealprospekt stark verkleinert und als scheinbar realer Ausblick auf die Schlossanlage umgedeutet (Abb 2). Das 1756 datierte Blatt ist ca. 34,7 cm hoch x ca. 21,5 cm breit (Maße der Druckplatte: ca. 295 x 180 mm). Es wurde – wie alle übrigen Portraits der Anhalt-Zerbster Fürstenfamilie (ehemalige Nebenlinie Dornburg) im Lentz – von Johann Martin Bernigeroth gestochen, in diesem Falle nach einem Gemälde von Anna Rosina Matthieu geb. Lisiewska
21 (1713/16-1783). Matthieu hatte bereits 1730 in Stettin ein Portrait der Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst geschaffen und 1740 drei Bildnisse der Prinzessin Sophie Auguste Friederike, nachmalige Kaiserin Katharina II., angefertigt. Nach dem Tode ihres ersten Mannes 1756 zog Anna Rosina Matthieu nach Zerbst. In selben Jahr dürfte das Portrait entstanden sein, das Bernigeroth ebenfalls 1756 gestochen hat.


Abb. 2: Portrait der Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst. Kupferstich von Johann Martin Bernigeroth nach einem Gemälde von Anna Rosina Matthieu geb. Lisiewska (Gamer 1967, S. 67, hier aus Privatbesitz)

Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst ist hier in einem Kniestück dargestellt. Reich gewandet trägt sie als besonders hervorzuhebende Kennzeichen einen Witwenschleier auf dem Kopf und den Orden der Hl. Katharina auf der Brust, der ihr und ihrer Tochter nach der Ankunft in Russland 1744 verliehen worden war. Ihre rechte Hand berührt die auf einem Samtkissen liegende Krone und weist gleichzeitig in die Richtung der Schlossanlage Dornburg, von der Teile am linken oberen Bildrand neben einer Draperie aus Säule und Vorhang als Ausblick erscheinen. Man erkennt das Corps-de-Logis und den davor gelegenen Hof mit den vier Wasserbassins und der Figurenallee, die hier aus nur 7 Doppelreihen besteht. Die Randbebauung aus Kolonnaden, Nebengebäuden und gestaffelter Gitter-Tor-Anlage ist zum größeren Teil verdeckt. Im Gegensatz zu der trockenen Darstellung bei Püschel wirken auf diesem Stich die Gebäude etwas malerischer. Dies gilt insbesondere für die bewegte Dach-Silhouette des Corps-de-Logis.
In der Sekundärliteratur gilt die von Püschel gestochene perspektivische Ansicht der Schlossanlage Dornburg als Wiedergabe einer verschollenen Gesamtplanung Stengels. Neuere Erkenntnisse der Forschung – insbesondere die begonnene systematische Transkription und Auswertung des Schriftwechsels von Friedrich Joachim Stengel und Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst sowie die nun bekannt gewordenen Planzeichnungen in St. Petersburg – bestärken Zweifel, die bereits zuvor aus stilkritischem Unbehagen an dieser Zuschreibung erwuchsen.
Aus den bisher ausgewerteten Schriftquellen lässt sich schließen, dass Stengel und Johanna Elisabeth tatsächlich eine Anlage in Erwägung gezogen haben, die mehr Bestandteile haben sollte als nur das Corps-de-Logis. Jedoch gibt der Schriftwechsel keinerlei Hinweis auf ein neu zu erschaffendes Groß-Ensemble aus insgesamt sieben Gebäuden, sechs Säulengängen und einer Gitter-Tor-Anlage. Vielmehr beziehen sich alle bekannt gewordenen Überlegungen Stengels und überlieferten Wünsche der Bauherrin lediglich auf eine Erneuerung des 1750 abgebrannten Schlossensembles. Dieses kaum bekannte Barockschloss, dessen Existenz erst vor wenigen Jahren durch Horst Dauer nachgewiesen werden konnte, war zwischen 1727 und 1738 nach einem Entwurf des aus Weißenfels entliehenen Baumeisters Johann Christoph Schütze (1687-1765) entstanden.
22 Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um eine Dreiflügelanlage. An das dreigeschossige Corps-de-Logis schlossen vermutlich direkt die zweigechossigen Seitenflügel an, von denen einer die Kirche enthielt. Der Kirchflügel war bei der Feuersbrunst am 28. Juli 1750 verschont geblieben und wurde vermutlich sogar noch bewohnt.23 Am 23. Oktober 1750 erwog Stengel in seiner Projektbeschreibung, in der er ansonsten seinen Ideen für das Corps-de-Logis den weitaus größten Raum einräumte: "Der noch ohnversehrte Flügel könte / in so ferne er nicht schon alt und abbrechens würdig ist / so lange stehen bleiben, biß mit der Zeit Gnädigst beliebt würde, solchen in form des andern neü aufzuführen."24 Dies ist bisher die einzige bekannte Äußerung Stengels, die außer dem Corps-de-Logis ein weiteres Gebäude für das von ihm zu errichtende Dornburger Schloss in Betracht zieht. Nachdem Stengel im März 1751 die Reste des Schütze-Baus in Dornburg besichtigt hatte, plädierte er für den Abbruch des noch stehenden Mauerwerks. Kurz darauf verpflichtete sich Fürstin Johanna Elisabeth der Kammer in Zerbst gegenüber, nur das Corps-de-Logis ausführen zu lassen: "In solcher Betracht haben Wir ... zu erspahrung derer Großen Kosten solchergestalt der gänzliche Wiederaufbau des eingeäscherten Theil ob erwehnten Unseres Schlosses zu Wege bringen würde, resolviert, daß nur allein daß corp de logis ... wiederumb hergestellet und adaptiret werden Solle."25 Der Verzicht auf die Flügel dürfte dadurch ausgeglichen worden sein, dass Stengel den Neubau des Corps-de-Logis wesentlich größer als das Corps-de-Logis des Vorgängerbaus plante. Einige Tagen nach der Verzichtserklärung meldete der Baumeister: "Die Riße des Neüen Corps de Logis werden in ohnmaßgeblichen project so weit ferttig, daß Sie künftigen Dienstag Ew. Hochfürstl. Durchlauchtigkeit Hocherleuchteten Einsicht können von mir selbst überbracht, oder nach Gnädigster Hoher Ordre überschicket werden." Daraus ist zu schließen, dass Stengel sein ursprüngliches Projekt auf der Basis der vor Ort gewonnenen Erkenntnisse und der Entscheidungen der Fürstin überarbeitet hat.
Es bleibt festzuhalten, dass immer dann, wenn von einer Schlossanlage die Rede war, welche außer dem Corps-de-Logis weitere Gebäude umfassen sollte, die Auftraggeberin und der Architekt lediglich die Flügelbauten Schützes meinten, die möglicherweise und dann in stilistischer Anlehnung an das Hauptgebäude Stengels wiederaufgebaut oder erneuert werden sollten.
Bei Erscheinen des Püschel-Stiches 1757 war der Außenbau des neuen Corps-de-Logis fertiggestellt, der Innenausbau stand kurz vor dem Abschluss. Im Vergleich mit dem ausgeführten Gebäude und dem nun entdeckten Fassadenaufriss, der von Hans-Christoph Dittscheid als ein früher Entwurf Stengels erkannt wurde,
26 gibt Püschels Darstellung am Corps-de-Logis den für Stengels Fassaden wichtigen und charakteristischen Baudekor teils vereinfacht, teils überhaupt nicht wieder. Dem Fassadenrelief fehlen die differenzierte Tiefengliederung und die plastischen Dekorationen, was jedoch dem Maßstab der Darstellung geschuldet sein könnte. Schwerer wiegt, dass die gesamte Dachzone stark abweicht. So finden sich auf den Rücklagen jeweils nur zwei (statt der ausgeführten drei) Gaupen. Beim Dach des Mittelpavillons fehlen die Gaupen völlig, ist das Belvedere verkleinert und statt mit einem geschwungenen Gitterwerk mit eine Balustrade begrenzt. Die Liste der Unterschiede lässt sich fortführen.
Gegen Stengel als Entwerfer des Idealentwurfes sprechen nach meinem Dafürhalten vor allem die Nebengebäude an den Längsseiten des Hofes: hier wird ein Gebäudeentwurf viermal wiederholt – ohne Variation, wie bei dem erfahrenen und künstlerisch versierten Baumeister Stengel zu erwarten wäre, und ohne Ausdifferenzierung der Gebäudefunktionen in Kirche, Wirtschaftsgebäude, Ställe, Remisen usw., die zwingend zu einer Schlossanlage solchen Ausmaßes gehört hätten. Dieser Schematismus in Verbindung mit der Ausblendung des Funktionalen findet im gesamten Werk Stengels keine Parallele. Die stereotype Wiederholung lässt sich auch in den vier Wasserbecken und der Figurenallee erkennen.
Auffallend ist, dass die Signatur Püschel als Stecher und Zeichner angibt.
27 Analog zu der Signatur des Johann Martin Bernigeroth, dem tonangebenden Illustratoren der Lentzschen Chronik von 1757, Johann Martin Bernigeroth, die für den Portrait-Stich von Johanna Elisabeth auf Rosina Matthieu als Lieferantin der Vorlage hinweist,28 müsste man auch bei Püschels Stich einen Verweis auf Stengel als Urheber des Originals erwarten, wenn denn – wie allgemein vermutet, jedoch nie hinterfragt, hergeleitet oder gar belegt – ein Idealentwurf Stengels ihm als Quelle gedient hätte.
Die Klärung der Frage, ob der Stich von Johann Christian Püschel, der die Idealansicht einer nie realisierten Schlossanlage in Dornburg zeigt, tatsächlich auf eine Architekturidee Friedrich Joachim Stengels zurückgeht, wie bisher angenommen, oder aber eine eigenständige Phantasie des Stechers selbst ist, wie ich aufgrund der dargelegten Indizien vermute, muss einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben.

Handwerkerzeichnungen (Abb. 3 bis 15)

Handwerker-Entwürfe für den Außenbau von Schloss Dornburg wurden erstmals in der 1991/1994 vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Verbindung mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Wörlitz, Oranienbaum und Luisium herausgegebenen Zusammenstellung über Anhaltische Schlösser abgebildet.
29 Dabei handelt es sich um farbig angelegte Zeichnungen, die 1756 im Zusammenhang mit den Kostenanschlägen für die Vergoldung des Allianzwappens und der Monogramm-Kartuschen bei der Kammer Zerbst eingereicht wurden (Abb. 3-4). Die Zeichnungen stammen von den Malern Johann Caspar Egeling und Johann Christian Höhle, der den Zuschlag erhielt.30 Bisher nicht publiziert wurde eine von Egeling miteingereichte Zeichnung, die eine Farbvariante für das Allianzwappen vorschlägt.31
Horst Dauer veröffentlichte in seinem bereits mehrfach genannten Buch über die barocke Schlossbaukunst in Anhalt-Zerbst 1999 erstmals alle in den Kammerakten überlieferten Zeichnungen für Puttengruppen und Vasen, die zur Aufstellung auf der Dachbalustrade vorgeschlagen waren (Abb. 5-9). Es handelt sich um drei Entwürfe des Bildhauers und Stuckateurs Johann Christian Ehrlich32 und um zwei Entwürfe des Hofbildhauers und Stuckateurs Johann Christoph Bosmann.33 Während zwei der qualitätvollen Zeichnungen Ehrlichs mit seinen Initialen signiert sind, werden die etwas derben Rötel-Zeichnungen Bosmann zugeschrieben. Keine der beiden Zeichnungen für eine Puttengruppe wurde dem Entwurf entsprechend ausgeführt.34 Zu den tatsächlich von Bosmann, Ehrlich und weiteren unbekannten Händen geschaffenen Putten sind keine Entwurfszeichnungen bekannt. Die Vasen bedürfen noch der Untersuchung. Nachdem sie zusammen mit den Putten um 199035 von der Balustrade heruntergenommen und in Hof und Garten abgestellt worden waren, sind sie nun seit 1999 in Einzelteile zerlegt eingelagert.
Schließlich sei noch ein von Horst Dauer erwähnter, aber nicht publizierter zeichnerischer Entwurf Ehrlichs aus dem Jahre 1752 für die Festons über den Rundbogen-Türen aufgeführt.
36
Ähnlich fragmentarisch sieht die Bestandsaufnahme bei Handwerkerzeichnungen für den Innenausbau aus.
Der Anhaltische Landeskonservator Dr. Ludwig Grote hat in seinem 1929 erschienenen Buch: "Das Land Anhalt, aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle", erstmals neben dem bekannten Stich von Püschel auch einen Entwurf des Bildhauers Ehrlichs für eine Zimmerdekoration im Schloss Dornburg abgebildet.
37 (Abb. 10) Das Buch erschien in der Reihe "Deutsche Lande – Deutsche Kunst" des Deutschen Kunstverlages. Die "Staatliche Bildstelle", die die Fotos lieferte, war nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden und führte mit neuem Konzept und erweiterter Aufgabenstellung die Arbeit ihrer Vorgängerin, des "Königlich Preußischen Meßbildarchivs", weiter.38 Hatte das alte Messbildarchiv die Technik der Photogrammmetrie in den Dienst der Denkmalpflege und Denkmalinventarisation gestellt, so war die neue Bildstelle für die gesamte Kunstwissenschaft geschaffen worden. Neben Werken der Architektur wurde jetzt auch Plastik, Malerei und Kunstgewerbe mit hoher Präzision in Verbindung mit bildmäßiger Schönheit fotografiert. Um die nunmehr auf das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches ausgeweiteten Aufnahmekampagnen zu finanzieren, wurden die Reisen in Abstimmung mit den Publikationsvorhaben des Deutschen Kunstverlages geplant. Bei der 1927/28 durchgeführten Kampagne in Anhalt hat die Bildstelle von Schloss Dornburg wesentlich mehr als die von Grote abgebildeten Fotos aufgenommen und somit wichtige Quellen für den Vorkriegszustand des Bauwerkes geliefert.39 Da Ehrlichs Zeichnung für die Wanddekoration im Zweiten Weltkrieg verloren ging,40 erweist sich auch in diesem Falle die Fotokampagne als segensreich. Das Archiv der Bildstelle mit den alten Negativen, das nach vielen unterschiedlichen Stationen schließlich 1991 in das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege eingegliedert wurde, befindet sich heute in dem südlich von Berlin gelegenen Wünsdorf.
Es vergingen circa 60 Jahre, bis weitere Zeichnungen zur Innenraumgestaltung von Schloss Dornburg veröffentlicht wurden. Den Anfang machte der Dornburger Stengel-Forscher Ehrhard Micklisch mit der Abbildung von Entwürfen zu Fußbodentafeln, die er als Vergleich zu erhalten gebliebenem Parkett in der Fürstenloge der Dornburger Kirche heranzog.
41 (Abb. 11) Es handelt sich um eine Zeichnung mit insgesamt 16 verschiedenen Entwürfen für quadratisches Tafelparkett nach Versailler Vorbild,42 die in Stengels Handschrift beschriftet ist. Eine genaue Untersuchung des Blattes steht noch aus; auch in diesem Falle dürften die neu aufgefundenen Grundrisse zur Erhellung beitragen können.
1999 publizierte Horst Dauer die Werkzeichnung einer Blindholz-Konstruktion für die "Boeserie zur Gallerie in Dorburg(er) Wit(thums) Residentz Schloß" des Tischlermeister Johann Georg Gauß aus dem Jahre 1757.
43 (Abb. 12) Während Dauer bei der räumlichen Zuordnung noch auf den unzureichenden Informationsgehalt der Kammerakten angewiesen war, lässt sich nun Dank der in St. Petersburg aufgefundenen Grundrisspläne die Lage der Galerie eindeutig bestimmen.
Im selben Buch ordnet Dauer außer der durch Grote bekannten Wanddekoration von Ehrlich einen weiteren Innenraumentwurf Schloss Dornburg zu: den Entwurf des Zerbster Stuckateur und Bildhauers Christian Conrad Stutz.
44 (Abb. 13) Die um 1755 anzusetzende Zeichnung zeigt den Entwurf zu einem Wandfeld mit Konsoltisch zwischen zwei Fenstern.
In unserem Zusammenhang erwähnenswert sind zwei Entwürfe, die von Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst mit "Zu dem Cédern Salle" bezeichnet sind und weitere Vermerke in ihrer Handschrift tragen (Abb. 14-15). Dauer vermutet für beide Zeichnungen entweder die Autorenschaft des von Preußen zeitweise nach Zerbst geliehenen Baumeisters Johann Friedrich Friedel d. Ä. (um 1710 - um 1766/1798?) oder die Autorenschaft des Bildhauers und Stuckateurs Johann Michael Hoppenhaupt d. J.
45 (1709-1779)  und weist die Entwürfe dem Zerbster Stadtschloss zu. In seiner Rezension der Arbeit von Horst Dauer über die Schloßbaukunst des Barock von Anhalt-Zerbst möchte Dirk Herrmann die Projektierung des Zedernsaals eher für Dornburg in Anspruch nehmen.46 Zur Klärung dieser Frage sollten die jetzt ans Licht gekommenen Grundrisse von Schloss Dornburg beitragen können. Überhaupt wäre es sinnvoll, in Kenntnis dieser Pläne all jene Entwürfe für Wanddekorationen in der Gemäldegalerie Dessau, die den Schlossgebäuden von Zerbst und Dornburg zugeschrieben werden, einer erneuten kritischen Durchsicht zu unterziehen.

Karten des 18. Jahrhunderts (Abb. 16, 17)

Aus dem 18. Jahrhundert sind zwei kolorierte, mit Feder gezeichnete Karten zu Dornburg erhalten, die nach Fertigstellung des Stengel-Baus entstanden. Beide tragen Inventarnummern des Anhaltischen Staatsarchivs und befinden sich heute in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau. Die ältere Karte wurde 1766 von D. Johann Christian Siebeck angefertigt, den das Findbuch als Hofmeister der Zerbster Pagen ausweist.
47 (Abb. 16) Der Lageplan zeigt das Schloss, die Gutsgebäude, die ausgedehnten Anlagen des Schlossgartens, das Dorf und die umliegenden Flurstücke. Vor allem für die Rekonstruktion des verschwundenen Schlossgartens ist dieser Plan von großer Bedeutung. Umso mehr wünscht man sich eine farbige Reproduktion in angemessener Qualität.
Die spätere, von Horst Dauer in die Zeit um 1775 angesetzte Karte ist eine aktualisierte Fassung des Geometrischen Grundrisses von Siebeck.
48 (Abb. 17) Sie wurde von dem in Zerbster Diensten stehenden Geometer oder Architekten J. J. de Furtenbach gezeichnet. Auch für diese Karte ist eine erneute Publikation in angemessener Qualität geboten.

Exkurs (Abb. 18)

Es wurde bereits über die Vorgehensweise der brieflichen Anfrage berichtet, mittels derer sich Karl Lohmeyer die benötigten Informationen über Schloss Dornburg beschaffte. Außer zu dem erwähnten Archivrat Wäschke trat der Kunstwissenschaftler 1909 auch in Kontakt zur damaligen Besitzerin des Stengel-Baus, Helene Hühne, und durch Vermittlung von Frau Hühne schließlich zu dem Architekten Giebelhausen. Die Antwortschreiben aus Zerbst, Dornburg und Berlin sind mit dem Nachlass Lohmeyer ins Stadtarchiv Saarbrücken gekommen.
49
Archivrat Dr. Wäschke versorgte Lohmeyer mit Informationen zur Erbauung des Schlosses und den beteiligten Handwerkern, die er den Akten der Kammer Zerbst entnommen hatte. Inhalt und Tenor der Briefe legen die Vermutung nahe, dass Dr. Wäschke für seine Auskünfte an den Fragesteller nicht die Akten durchgesehen hat, sondern vielmehr auf bereits vorhandene Exzerpte zurückgriff. Wie Herrmann Wäschke schrieb, hat er "vor Jahren bei einer Besichtigung des Dornburger Schlosses einen Vortrag über dasselbe gehalten; vielleicht wird dieser Vortrag im Zerbster Jahrbuch zum Abdruck gelangen."50 Das Vorhaben wurde indessen nicht realisiert.
Helene Hühne beschrieb Lohmeyer das Innere von Schloss Dornburg: "Nur einige Zimmer sind mit Stuck versehen, der aber im Laufe der Zeit sehr gelitten hat. Nur das Paterrre und die oberen kleinren Räume sind einfach wohnlich hergerichtet gewesen; sie waren nur zeitweise bewohnt. Die erste Etage ist ganz roh."
51 Daraus schloss Lohmeyer, wie schon andere Autoren52 vor ihm, dass das Schloss Dornburg innen "nur zum Teil vollendet"53 worden sei. Erst Horst Dauer hat anhand von Handwerkerrechnungen, die eine umfassende Umgestaltung der Innenräume im klassizistischen Stil belegen, nachgewiesen, dass 1802/03 im großen Maß die Gestaltung der Stengel-Zeit eliminiert worden ist, die Innenausstattung demnach weit vorangeschritten gewesen sein muss.54 Da Horst Dauer seine Rekonstruktion der Räume ohne Kenntnis der St. Petersburger Grundrisse vornehmen musste, sind ihm zahlreiche Irrtümer und Verwechslungen unterlaufen. Die Rechnungen und Inventare des 19. Jahrhunderts sollten daher anhand der vier Grundrisse erneut ausgewertet und interpretiert werden. Übrigens spricht einiges dafür, dass der eineinhalbgeschossige Saal des zweiten Obergeschosses tatsächlich nicht vollendet worden war.55

Spätere Bauaufnahmen (Abb. 19 bis 26)

Zu Lohmeyers Erkenntnissen zu Schloss Dornburg steuerte der Architekt Erhard Giebelhausen (1881-1914) die Beschreibung bautechnischer Einzelheiten zum Schlossgebäude (Abb. 18) sowie insgesamt neun Blätter mit Bauaufnahmen bei (Abb. 19-25). Lohmeyer publizierte diese Auskünfte und Zeichnungen mit dem Urhebernachweis ”nach einer Aufnahme von Regierungsbaumeister Giebelhausen, Charlottenburg”.
56 Das sorgte in der Stengel-Forschung insofern für Verwirrung, als das Aufmaß durch einen Regierungsbaumeister an eine Maßnahme denken ließ, die von offizieller Seite durchgeführt worden sei. Die Durchsicht des Briefwechsels ergab jedoch, dass es sich um eine studentische Arbeit handelt. Frau Hühne berichtete Lohmeyer von "ganz erstaunlichen Zeichnungen für eine Examensarbeit",57 während Giebelhausen Helene Hühne gegenüber folgende Selbsteinschätzung zu Papier gebracht hat: "Mustergültig sind die Blätter nicht, aber ich war damals ein unerfahrenes junges Semester und glaube gerade bei dieser Aufnahme allerlei gelernt zu haben."58 Der Vergleich beispielsweise des Aufrisses der hofseitigen Fassade des Mittelpavillons im Maßstab 1:50 mit dem Messbild von 1927/28 bestätigt Giebelhausens Urteil. Die Zeichnungen lagen übrigens bei einem Verwandten in Zerbst, an dessen Adresse Lohmeyer sie auch wieder zurückschicken sollte. Aus Zerbster Umkreis stammend, bot sich Giebelhausen Schloss Dornburg offensichtlich als erreichbares und interessantes Studienobjekt für eine Studienarbeit an.
Das Konvolut, das Lohmeyer zugeschickt wurde, umfasste:
1 Längenansicht 1:100 (Abb. 19)
2 Blatt Grundrisse 1:100 (Abb. 20)
2 Teilansichten der Hoffront (Mittelbau und Seitenrisalit) 1:50 (Abb. 21)
1 Seitenansicht 1:100 (Abb. 22)
2 Schnitte 1:100 (Abb. 23-24)
1 Blatt Einzelheiten 1:10 (Abb. 25).


Abb. 19: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Aufriss der Hoffassade(Lohmeyer 1911, S. 75)


Abb. 20: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Grundrisse von Keller und Erdgeschoss (Lohmeyer 1911, S. 83)


Abb. 21: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Aufriss der Hoffassade des Mittelpavillons (Lohmeyer 1911, S. 77)


Abb. 22: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Aufriss der Südfassade des Südpavillons (Lohmeyer 1911, S. 80)


Abb. 23: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Schnitt durch den Mittelpavillon (Lohmeyer 1911, S. 80)


Abb. 24: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Schnitte (Lohmeyer 1911, S. 84)


Abb. 25: Bauaufnahme des Schlosses in Dornburg von Giebelhausen, um 1905; Details
(Lohmeyer 1911, S. 81)


Mit einer Ausnahme wurden die Pläne in Lohmeyers Monographie über Stengel abgebildet, wobei sie in unterschiedlicher Stärke verkleinert wurden. Auf die Publizierung der hofseitigen Teilansicht eines Seitenrisalis hat Lohmeyer verzichtet. Der Verbleib dieser Aufmaßzeichnungen ist unbekannt.
Giebelhausen erwähnt Lohmeyer gegenüber zwei ältere Grundrisspläne, "angefertigt von einem herzogl. Baukondukteur um 1850 – Dornburg gehörte damals zu Anhalt-Köthen. Diesselben sind sehr sorgfältig mit unendlich reinem Strich gezeichnet, ich habe sie jetzt als Unterlagen für meine Grundrisse benutzt."
59 Und offenkundig auf Nachfrage von Karl Lohmeyer präzisiert er: "Die um 1850 aufgenommenen Grundrisse stellten lediglich den damaligen Bauzustand dar, der bis auf einige entfernte Bretterwände derselbe ist, den ich vorgestellt habe."60 Beide Pläne befanden sich im Besitz der Familie Hühne und wurden im Schloss aufbewahrt. Ihr Verbleib ist unbekannt.
Im Landesamt für Denkmalpflege Halle befinden sich Fotos von Zeichnungen einer weiteren Bauaufnahme des Dornburger Schlosses, die nicht publiziert sind. Davon stehen mir zur Zeit leider nur zwei qualitativ unzulängliche Fotokopien zur Verfügung. Die Blätter sind signiert von Rudolf Krügermann, augenscheinlich aber nicht datiert. Auf einer der Fotokarteikarten findet sich die Zahl "1903" notiert, mutmaßlich die Datierung der Zeichnung. Es handelt sich um einen Aufriss der gesamten Hoffassade (wohl im Maßstab 1:100) und einen Aufriss des Mittelbaus von der Hofseite (wohl im Maßstab 1:50). Das letztgenannte Blatt verweist mit dem Stempel "K.T.H. BERLIN."auf die Königlich Technische Hochschule Berlin, Vorläuferin der heutigen Technischen Universität Berlin. Die anfängliche Vermutung, dass es sich dabei um einen Sammlungsstempel handele und die Originale demnach im Archiv der Hochschule, der heutigen Plansammlung der TU Berlin, zu finden seien, bestätigte sich nicht. Vielmehr erbrachte die Nachfrage in der Technischen Universität die Auskunft, dass der KTH-Lochstempel eine Bestätigung dafür gewesen ist, dass ein Student eine Arbeit bei der Hochschule eingereicht hat. Schülerarbeiten wurden aber vom Archiv der Hochschule grundsätzlich nicht aufgenommen. Die im Bestand der Plankammer dennoch vorhandenen Schülerarbeiten sind auf anderem Wege zufällig dorthin gelangt, zumeist über Architekten- oder Professoren-Nachlässe. Pläne eines Verfassers namens Krügermann sind nicht nachgewiesen.
61 Trifft die mutmaßlich Datierung der Schülerarbeit von Krügermann in das Jahr 1903 zu, fiele sie in den Zeitraum, in dem die Hochschullehrer und Provinzialkonservatoren Erich Blunk und Julius Kothe62 (1861-1945) das Fach Bauaufnahme/Denkmalpflege an der Königlich Technischen Hochschule Berlin unterrichteten.63 Auffallend an beiden Schülerarbeiten von Schloss Dornburg ist ihre zeitliche Nähe zueinander – die Giebelhausen Zeichnungen entstanden einige Jahr vor 190964 –, der  identisch gewählte Ausschnitt bei den Aufrissen des Mittelpavillons mit jeweils eineinhalb Fensterachsen der anschließenden Rücklagen und endlich auf den Blättern mit dem Aufriss der gesamten Hoffront die gleichlautende Bezeichnung "Schloß Dornburg an der Elbe. Erbaut 1751-1756", jeweils in barock verschnörkelter Kartusche. Die sich aufdrängende Vorstellung, die Studenten Krügermann und Giebelhausen im selben Kursus für Bauaufnahme zu sehen, bewegt sich allerdings im Spekulativen.65 Der Vergleich zwischen den studentischen Zeichnungen untereinander und mit den Messbildaufnahmen von 1927/28 zeigt, dass Giebelhausens Zeichenstil gefälliger und malerischer ist als der eher trockene Stil Krügermanns, wohingegen Krügermann hinsichtlich der Details der Genauere von beiden ist.
Über den Verbleib der Krügermannschen Bauaufnahme lässt sich eventuell in der Fotothek des Landesamtes für Denkmalpflege Halle Näheres ermitteln, wenn beispielsweise über die angegebenen Negativnummern ein Herkunftsnachweis hergestellt werden könnte. Diese Untersuchung sollte bei Gelegenheit nachgeholt werden.
Im 1974 erschienenen Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirk Magdeburg, sowie in der überarbeitetet Ausgabe von 1999 ist Schloss Dornburg mit einem Grundriss des Erdgeschosses vertreten.
66 Auf welche Bauaufnahme diese Zeichnung zurückgeht, habe ich noch nicht geklärt. Möglicherweise handelt es sich um eine Umzeichnung nach Giebelhausen. (Abb. 26)
Am Ende der Aufzählung sollen die jüngsten Aufmaße stehen. Nachdem Schloss Dornburg 1997 vom Land Sachsen-Anhalt übernommen worden war, wurden im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme unter der Leitung von Rolf Thiel Aufräum- und Sicherungsarbeiten im Schloss, im Garten und auf dem Hof durchgeführt. In diesem Zusammenhang haben Gerda Wendel und Frau E. Schwengler den Keller und das Erdgeschoss vermessen und davon Grundrisse gezeichnet.
Zur Zeit arbeiten Studenten der Hochschule Anhalt FH Abteilung Dessau an der Erstellung eines verformungsgerechten Aufmaßes des Schlossgebäudes. Die Arbeiten stehen unter der Leitung von Prof. Stegner vom Fachbereich 3 – Architektur- und Vermessungswesen.

Fazit

Es wurde deutlich, dass noch nicht alle bekannten Entwürfe für Schloss Dornburg veröffentlicht wurden. Die bislang zur Abbildung gekommenen Entwürfe, Zeichnungen und Karten zu Schloss Dornburg sind verstreut publiziert. Die Qualität der Wiedergabe der vielen, erstmals von Horst Dauer veröffentlichten Handwerkerzeichnungen und Karten ist leider unzureichend. Eine konzentrierte erneute Publikation zumindest der Handwerkerzeichnungen und des Kartenmaterials halte ich für erforderlich. In diese Edition sollten auch die noch unveröffentlichten Handwerkerzeichnungen aus den Kammerakten einbezogen werden.
67 Es bieten die jüngst aufgefundenen Pläne aus der Erbauungszeit hierfür eine vortreffliche Gelegenheit.
Der Überblick sollte auch vor Augen geführt haben, welche Lücke bisher im verfügbaren Bestand von Zeichnungen aus der Entstehungszeit des Stengel-Baus klaffte. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ganz deutlich und klar ab, dass der durch Georgi Smirnov in der St. Petersburger Eremitage aufgespürte Plansatz von größter Bedeutung für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit Stengels Schloss Dornburg sein wird.


  1. Der Vortrag wurde am 21. September anlässlich des 5. Stengel-Symposions in Schloss Dornburg/Elbe gehalten, die überarbeite Fassung entstand im Anschluss daran. – Für Anregungen, Hinweise und fachlichen Austausch danke ich folgenden Personen: Prof. Dr. Hans-Christoph Dittscheid (Regensburg), Dr. Claudia Maas (Saarbrücken), Erhard Micklisch (Dornburg/Elbe), Dipl.-Ing. Joachim Mohs (Dessau), Stefan Schüler (Schönebeck), Rolf Thiel (Zerbst) und Dr. Mario Titze (Halle).
  2. LHASA, DE, Kammer Zerbst, insbesondere Nr. 2367/1 und Nr. 6686, Blatt 396.
  3. Dirk Herrmann: Künstler aus Brandenburg-Preußen in Zerbst. In: Zerbster Heimatkalender 1997. — Horst Dauer: Schloßbaukunst des Barock von Anhalt-Zerbst. Köln, Weimar und Wien 1999, S. 17-18.
  4. Karl Lohmeyer: Friedrich Joachim Stengel. Düsseldorf 1911. — Der 1982 in Saarbrücken erschienene unveränderte Nachdruck ist um zwei Bibliographien von Peter Volkelt ergänzt, die Literatur zu Stengel und zum Verfasser Karl Lohmeyer nennen.
  5. Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500-1945. Bd. 2. Biographisches Lexikon. München, London, New York und Paris 1992, S. 642.
  6. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand Nachlass Lohmeyer, Nr. 52, Bl. 3 und Bl. 4, Briefe vom 24. 1. 1910 und 29. 4. 1910.
  7. E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs de tous les temps et de tous les pays par une groupe d’écrivains spécialistes français et étrangers. Bd. 11, Gründ 1999, S. 306
  8. Dirk Herrmann: Schloss Zerbst in Anhalt. Geschichte und Beschreibung einer vernichteten Residenz. Halle 1998
  9. Freundliche Auskunft von Dr. Marlies Ross, Landesarchiv Oranienbaum, am 19. September 1998. — Ausweislich alter Signaturen gehören einige der Dornburg betreffenden Stücke in der Graphischen Sammlung der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau zu dem ursprünglichen Bestand des ehemaligen Staatsarchivs und wären demnach Eigentum des Landesarchivs.
  10. Zu den Handwerkern siehe Dirk Herrmann: Handwerker am Zerbster Fürstenhof. In: Zerbster Heimatkalender 1999. — Dauer 1999, S. 357-368
  11. Anhaltische Schlösser in Geschichte und Kunst. Herausgegeben vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt und den Staatlichen Schlössern und Gärten Wörlitz, Oranienbaum und Luisium. Niedernhausen/Ts. 1991, Sonderausgabe Bindlach 1994, S. 103.
  12. Dauer 1999, Abb. 151-156 (Handwerkerzeichnungen).
  13. Dauer 1999, Abb. 52, 53, 158, 160 (Wanddekorationen), Abb. 140, 166, 167 (Lagepläne).
  14. Ludwig Grote: Das Land Anhalt. Aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle. Berlin 1929 (Deutsche Lande — Deutsche Kunst, herausgegeben von Burkhard Meier).
  15. Dauer 1999, S. 263.
  16. Lentz 1757 — Lohmeyer 1911, Tafel 5 — Grote 1929, S. 93, Abb. 95 — Lohmeyer 1931, S. 121, Abb. 72 — van Kempen 1961, S. 248 — Gamer 1967, S. 69, Abb. 2 — Rüger/Schmitt 1983, S. 310, Abb. 204 — Anhaltische Schlösser 1994, S. 100/101 — Lupp 1994, S. 11 — Skalecki 1995, Tafel 15, Abb. 8 — Titze 1995, S. 110, Abb. 2 — Heckmann 1998, S. 44 — Dauer 1999, S. 252, Abb. 150 — Titze 2002, S. 232, Abb. 1.
  17. Johann Christoph Beckmann: Historia des Fürstenthums Anhalt. Zerbst 1710.
  18. Saur. Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Bd. 9, München und Leipzig 1994, S. 605. — Die Produktion der von M. Bernigeroth gegründeten Werkstatt wird mit 1000 bis 1700 Stichen zwischen 1710 und 1760 angenommen.
  19. Saur, Bd. 9, 1994, S. 605: "Sein künstlerischer Ruf in Europa war groß, eine Berufung nach St. Petersburg schlug er aus."
  20. Gustav Wustmann: Der Leipziger Kupferstich im 16., 17. und 18. Jahrhundert. In: Neujahrsblätter der Bibliothek und des Archivs der Stadt Leipzig. 3. Jg. 1907, S. 73. — Außer den erwähnten J. M. Bernigeroth und J. C. Püschel sind an Lentz 1757 als Stecher beteiligt: Gottlieb Lebrecht Crusius, Johann Gottlieb Krügner d. Ä., Johann Christoph Sysang und Johann Benjamin Brühl.
  21. Ulrich Thieme und Felix Becker, Hrsg.: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 23, Leipzig 1929, S. 283.
  22. Dauer 1999, S. 243-247; zur Biographie von Schütze ebenda S. 348-351.
  23. Stengel, der im März 1751 die Reste des Schütze-Baus begutachtete und für einen Abriss des stehenden Mauerwerks plädierte, schrieb am 27.3.1751 aus Dornburg an die Fürstin: "Die Jfr. Exterin raumet Ihr bewohntgehabtes Zimmer und künftigen Montag wird die Scheidwand darunter Heraus genommen." Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau, Kammer Zerbst Nr. 2367/1, Bl. 9 Vs. — Der Kirchflügel oder zumindest der Teil, in dem sich der Sakralraum befand, wurde erst 1757 abgebrochen. Erhard Micklisch: Zur Vorgeschichte und zum Bau unserer Kirche. In: Festschrift zum 240. Kirchweihjubiläum in Dornburg 3.9.1758-3.9.1998. Als kleine, fotokopierte Auflage erschienen in Dornburg 1998, S. 10.
  24. "Unterthänigst ohnvorschreibliches Gutachten, den neü aufzuführenden Schloßbau zu Dornburg betr" von Friedrich Joachim Stengel, datiert Saarbrücken, den 23.10.1750. LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 2367/1, Bl. 1-2.
  25. Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst an die Fürstliche Kammer, Zerbst, 15.03.1751. LHASA, DE, Kammer Zerbst Nr. 2367/1, Bl. 7 Vs.
  26. Vortrag von Prof. Dr. Hans-Christoph Dittscheid auf dem 5. Stengel-Symposion am 21. September 2002 in Schloss Dornburg/Elbe.
  27. Signatur unten rechts außerhalb des Bildfeldes: "Püschel del. et sc: Lips:"
  28. Signatur außerhalb des Bildfeldes links unten "Rosina Matthieu pinx." und rechts unten "J. M. Bernigeroth sc. Lips. 1756".
  29. Anhaltische Schlösser 1991/1994, Abbildungen auf S. 103. — LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 1510, Bl. 48 (Höhle), Bl. 49 (Egeling). — Der approbierte Entwurf von Höhle ist auch abgebildet bei Titze 2002, Abb. 4.
  30. Dauer 1999, S. 259; Biographien von Egeling und Höhle ebenda S. 359 und S. 361.
  31. LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 1510, Bl. 50.
  32. Dauer 1999, Abb. 151-153 und S. 257-258; biographische Angaben ebenda S. 359. — LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 2367, Bl. 96-97 (Vasen), Bl. 98 (Putten).
  33. Dauer 1999, Abb. 154-155 und S. 257-258; biographische Angaben ebenda S. 358; außerdem Saur Bd. 13, 1996, S. 223. — LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 2367, Bl. 99 (Vasen) und Bl. 100 (Putten).
  34. Bosmanns Entwurf kam nicht zur Ausführung. Ehrlichs Entwurf wurde bei der Umsetzung verändert: beispielsweise blicken sich auf der Zeichnung die beiden Putten an, während die in Stein gehauenen Putten die Blicke von einander abwenden.
  35. Bei meinem ersten Aufenthalt in Dornburg/Elbe am 8. Mai 1986 standen die Vasen und Putten noch auf der Dachbalustrade, bei meinem nächsten Besuch am 11. Mai 1991 jedoch im Hof und im Garten. Laut Auskunft des damaligen Leiters des DDR-Sonderarchivs in Schloss Dornburg waren sie "kürzlich" heruntergenommen worden.
  36. Dauer 1999, S. 255. — LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 1509, Bl. 135.
  37. Grote 1929, Abb. 94.
  38. Reiner Koppe: Messbildarchiv — Entwicklung und Bestände. In: Denkmalpflege im Land Brandenburg 1990-2000. Bericht des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum.Worms 2001, S. 400-403. — Reiner Koppe: Albrecht Meydenbauers Meßbildarchiv. Das erste photogrammetrische Denkmälerarchiv. In: Museums-Journal. Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam. 16. Jg., Nr. 4, 2002, S. 44-47.
  39. So stammen beispielsweise alle bei Gamer abgebildeten Fotos von Schloss Dornburg aus dieser Aufnahmekampagne. Jörg Gamer: Das Stengelschloss Dornburg an der Elbe. Ein Schwesterbau des Saarbrücker Schlosses. In: Saarheimat. Zeitschrift für Kultur, Landschaft, Volkstum, herausgegeben vom Saarländischen Kulturkreis, 11. Jg., 1967, Heft 3, S. 67-73 (und Foto auf der Titelseite).
  40. Dauer 1999, S. 263.
  41. Micklisch 1998, Abb. 5. — LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 1509, Bl. 29.
  42. Vgl. Ernst Götz: Höfische Holzböden und Parkette. In: Peter Nickl, Hrsg.: Parkett. Historische Holzfußböden und zeitgenössische Parkettkultur. Ausstellungskatalog München 1995. 2. Auflage München und Berlin 1996, S. 29-79.
  43. Dauer 1999, S. 260 und Abb. 156. — LHASA, DE, Kammer Zerbst, Nr. 1510.
  44. Dauer 1999, S. 264 und Abb. 160; biographische Angaben ebenda S. 366. — Ein genauer Nachweis fehlt, doch dürfte sich die Zeichnung in der Gemäldegalerie Dessau befinden.
  45. Dauer 1999, S. 82-84 und Abb. 52-53; laut Bildnachweis befinden sich die Zeichnungen in der Anhaltischen Gemäldegalerie. Biographische Angaben bei Dauer 1999, S. 341-342 (Friedel) und S. 361-362 (Hoppenhaupt).
  46. Dirk Herrmann: Horst Dauer, Schloßbaukunst des Barock von Anhalt-Zerbst, Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1999, 382 S. In: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Geschichte. 9. Jg., Köthen 2001, S. 230-235, S. 232
  47. Dauer 1999, S. 282ff. und Abb. 140 und Abb. 166 (Ausschnitt); technische Daten und Inventarnummer ebenda S. 294, Anm. 180.
  48. Dauer 1999, S. 285ff. und Abb. 167; technische Daten und Inventarnummer ebenda S. 294, Anm. 180.
  49. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 13, Nr. 16, Nr. 52.
  50. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 52, Bl. 4, Brief vom 26. April 1910. 
  51. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 16, Bl. 68-69, Brief ohne Datum (Herbst 1909).
  52. Ferdinand Siebigk: Das Herzogthum Anhalt. Historisch geographisch und statistisch dargestellt. Dessau 1867, S. 680. — Büttner Pfänner zu Thal: Anhalts Bau- und Kunst-Denkmäler nebst Wüstungen. Dessau 1895, S. 64.
  53. Lohmeyer 1991, S. 117.
  54. Dauer 1999, S. 267ff.
  55. "Verschiedene Räume entbehren der Dielen, der große Saal im Oberstock des Bewurfs. Es wird erzählt, typhus-kranke Soldaten seien hier gepflegt worden, und später habe man aus Furcht vor Ansteckung den Wandputz entfernt. Dem widerspricht das Aussehen der dicken Backsteinmauern; sie zeigen die Frische und Unberührtheit eines Rohbaues." Emil Weyhe: Landeskunde des Herzogtums Anhalt. Bd. 2, Dessau 1907, S. 245. — Siehe auch Dauer 1999, S. 274-275, wobei hier erstes und zweites Obergeschoss verwechselt sind.
  56. Lohmeyer 1911, Abb. 28-34.  – Erst in jüngster Zeit konnte Näheres über den Regierungsbaumeister in Erfahrung gebracht werden. 1881 in Reesdorf geboren, kam Erhard Giebelhausen Anfang des Ersten Weltkrieges als Soldat ums Leben. Eine Bronzetafel auf dem Heidetorfriedhof in Zerbst erinnert an ihn. – Rainer Frankowski: Der nackte Mann auf dem Friedhof. In: Zerbster Heimatkalender, 44. Jg. 2003, S. 105-110, S. 109. 
  57. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 16, Bl. 68-69, Brief ohne Datum (Herbst 1909).
  58. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 16, Bl. 71, Brief vom 15. 11. 1909.
  59. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 13, Bl. 9, Brief vom 3. 12. 1909.
  60. StdASB, Nachlass Lohmeyer, Nr. 13, Bl. 13, Brief vom 13. 12. 1909.
  61. Freundliche Auskunft von Herrn Radecke, Leiter der Plansammlung der TU Berlin, am 7. September 2000.
  62. Zur Biographie von Julius Kothe siehe das Nachwort von Wolfgang Kothe zur Publikation von Julius Kothes Biographie des Konservators Ferdinand von Quast in: Deutsche Kunst- und Denkmalpflege, 35. Jg., 1977, Heft 2, S. 136-138.
  63. Freundliche Auskunft von Herrn Radecke, Leiter der Plansammlung der TU Berlin, am 7. September 2000.
  64. StdASB,  Nachlass Lohmeyer, Nr. 16, Blatt 68-69, Brief von Helene Hühne, ohne Datum (wohl November 1909).
  65. Die Zeichnungen von Giebelhausen lassen keinen Stempel der KTH Berlin erkennen. Mit Ausnahme der Ansicht der Hoffront bildet Lohmeyer die Zeichnungen jedoch nicht als gesamte Blätter ab. Ferner lassen die im Stadtarchiv Saarbrücken erhaltenen Fotos zu Lohmeyers 1937 erschienenen Gartenbuch starke Retuschierungen erkennen. Daher ist es möglich, dass etwaige Stempel oder ähnliche Hinweise auf den Blättern von Giebelhausens Bauaufnahme bei der Drucklegung verloren gingen. — Einer Bildunterschrift bei Herrmann 1998, S. 38 entnehme ich, dass 1912 in der Anhaltischen Bauschule Zerbst eine Bauaufnahme der Zerbster Orangerie angefertigt wurde. Es wäre zu prüfen, ob der Besuch dieser Schule für Giebelhausen in Betracht kommt.
  66. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Bezirk Magdeburg. Bearbeitet von der Abteilung des Instituts für Denkmalpflege. München und Berlin 1990 (unveränderter Nachdruck des Bandes Der Bezirk Magdeburg. Berlin/DDR 1974), S. 77. — Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt II, Regierungsbezirke Dessau und Halle. Bearbeitet von Ute Bednarz, Folkhard Cremer und Hans-Joachim Krause, u. a. Berlin 1999 (der Beitrag zu Dornburg wurde von Mario Titze bearbeitet), S. 162.
  67. Zudem droht latent immer die Gefahr, dass unersetzliche Originale durch menschliche Einwirkung oder durch Naturkatastrophen unwiederbringlich verloren gehen. Dies hat das diesjährige Hochwasser von Donau, Elbe und Nebenflüssen besonders krass vor Augen geführt. Deswegen sei hier nochmals an das August-Hochwasser in Tschechien, der Slowakei, Österreich, Ungarn, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg erinnert, dem zahlreiche Menschenleben zum Opfer fielen, das Zerstörungen über Landschaften, Orte und Städte brachte und nicht zuletzt auch unersetzlichen Archivbestand durchweichte und vernichtete und dadurch Teile des gemeinschaftlichen Gedächtnisses tilgte.

Literatur:

Anhaltische Schlösser 1991/1994
Anhaltische Schlösser in Geschichte und Kunst. Hrsg. vom Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt und den Staatlichen Schlössern und Gärten Wörlitz, Oranienbaum, Luisium. Niedernhausen/Ts. 1991, Sonderausgabe Bindlach 1994

Johann Christoph Beckmann: Historia des Fürstenthums Anhalt. Zerbst 1710

Bénézit 1999
E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d’écrivains spécialistes français et étrangers, Bd. 11, Gründ 199

Büttner Pfänner zu Thal: Anhalts Bau- und Kunst-Denkmäler nebst Wüstungen. Dessau 1895

Dauer 1999
Horst Dauer: Schloßbaukunst des Barock von Anhalt-Zerbst. Köln, Weimar und Wien 1999 (Rezension: Herrmann 2001)

Dehio 1974/1990
Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Bezirk Magdeburg. Bearbeitet von der Abteilung Forschung des Instituts für Denkmalpflege. München und Berlin 1990 (Unveränderter Nachdruck des Bandes Der Bezirk Magdeburg. Berlin/DDR 1974)

Dehio 1999
Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt II, Regierungsbezirke Dessau und Halle. Bearbeitet von Ute Bednarz, Folkhard Cremer und Hans-Joachim Krause, u. a. Berlin 1999 (der Beitrag zu Dornburg wurde von Mario Titze bearbeitet)

Rainer Frankowski: Der nackte Mann auf dem Friedhof. In: Zerbster Heimatkalender, 44. Jg. 2003, S. 105-110

Gamer 1967
Jörg Gamer: Das Stengelschloss Dornburg an der Elbe. Ein Schwesterbau des Saarbrücker Schlosses. In: Saarheimat. Zeitschrift für Kultur, Landschaft, Volkstum, herausgegeben vom Saarländischen Kulturkreis, 11. Jg., 1967, Heft 3, S. 67-73

Ernst Götz: Höfische Holzböden und Parkette. In: Peter Nickl, Hrsg.: Parkett. Historische Holzfußböden und zeitgenössische Parkettkultur. Katalog zur Ausstellung der Handwerkspflege in Bayern vom 2. März - 22. April 1995. 2. Auflage München und Berlin 1996, S. 29-79

Grote 1929
Ludwig Grote: Das Land Anhalt. Aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle. Berlin 1929 (Deutsche Lande — Deutsche Kunst)

Heckmann 1998
Herrmann Heckmann: Baumeister des Barock und Rokoko in Brandenburg-Preußen. Berlin 1998

Dirk Herrmann: Künstler aus Brandenburg-Preußen in Zerbst. In: Zerbster Heimatkalender 1997

Herrmann 1998
Dirk Herrman: Schloß Zerbst in Anhalt. Geschichte und Beschreibung einer vernichteten Residenz. Halle 1998

Dirk Herrmann: Handwerker am Zerbster Fürstenhof. In: Zerbster Heimatkalender 1999

Dirk Herrmann: Horst Dauer, Schloßbaukunst des Barock von Anhalt-Zerbst, Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1999, 382 S. In: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landekunde. 9. Jg., 2001, S. 230-235

van Kempen 1961
W. van Kempen: Schlösser und Herrensitze in der Provinz Sachsen und in Anhalt. Frankfurt/Main 1961

Reiner Koppe: Messbildarchiv — Entwicklung und Bestände. In: Denkmalpflege im Land Brandenburg 1990-2000. Bericht des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Worms 2001, S. 400-403.

Reiner Koppe: Albrecht Meydenbauers Meßbildarchiv. Das erste photogrammetrische Denkmälerarchiv. In: Museums-Journal. Berichte aus den Museen, Schlössern und Sammlungen in Berlin und Potsdam. 16. Jg., Nr. 4, 2002, S. 44-47

Wolfgang Leesch: Die deutschen Archivare 1500-1945. Bd. 2. Biographisches Lexikon. München, London, New York und Paris 1992

Lentz 1757
Samuel Lentz: Becmannus enucleatus, suppletus et continuatus oder Historisch-Genealogische Fürstellung des Hochfürstlichen Hauses Anhalt und der davon abstammenden Marggrafen zu Brandenburg, Herzoge von Sachsen und Sachsen-Lauenburg, mit vielen Kupfern, Cöthen und Dessau 1757.

Lohmeyer 1911
Karl Lohmeyer: Friedrich Joachim Stengel. Düsseldorf 1911, unveränderter Nachdruck Saarbrücken 1982 (Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend, Heft 9)

Lohmeyer 1931
Karl Lohmeyer: Die Baumeister des Rheinisch-Fränkischen Barocks. Wien und Augsburg 1931

Lupp 1994
Peter M. Lupp: Schloß Dornburg an der Elbe. Das Schwesterschloß des Saarbrücker Schlosses. In: Der Stadtverband. InfoMagazin des Stadtverbandes Saarbrücken, Ausgabe 4/1994, S. 11-12

Micklisch 1998
Erhard Micklisch: Zur Vorgeschichte und zum Bau unserer Kirche. In: Festschrift zum 240. Kirchweihjubiläum in Dornburg. 3. 9. 1758-3. 9. 1998. Dornburg 1998, S. 3-11

Rüger/Schmitt 1983
Reinhard Rüger und Reinhard Schmitt: Schloßbauten der Renaissance und des Barock. Restaurierung und neue gesellschaftliche Nutzung. In: Denkmale in Sachsen-Anhalt. Ihre Erhaltung und Pflege in den Bezirken Halle und Magdeburg, erarbeitet im Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Halle. Weimar 1983

Saur
Saur. Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Bd. 1ff, München und Leipzig 1992ff

Ferdinand Siebigk: Das Herzogthum Anhalt. Historisch, geographisch und statistisch dargestellt. Dessau 1867

Skalecki 1995
Georg Skaelcki: Das Werk Friedrich Joachim Stengels. In: Beiträge zum Stengel-Symposion anläßlich des 300. Geburtstages von Friedrich Joachim Stengel am 29./30. 9. 1994 im Saarbrücker Schloß, zusammengestellt von Josef Baulig und Peter Michael Lupp, S. 54-91 (= Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 43. Jg., 1995)

Ulrich Thieme und Felix Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig 1907ff

Titze 1995
Mario Titze: Schloß Dornburg in Anhalt und sein Baumeister Friedrich Joachim Stengel. In: Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, 3. Jg., 1995, Heft 2, S. 109-123

Titze 2002
Mario Titze: Schloss Dornburg/Anhalt: Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes unter Aufgabe jüngerer Geschichtsspuren. In: Das Denkmal als Bild. Denkmalpflegerisches Handeln und seine Wirkung auf das Denkmal. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt. Halle 2002, S. 223-226

Emil Weyhe: Landeskunde des Herzogtums Anhalt. 2. Band, Dessau 1907

Gustav Wustmann: Der Leipziger Kupferstich im 16., 17. und 18. Jahrhundert. In: Neujahrsblätter der Bibliothek und des Archivs der Stadt Leipzig. 3. Jg. 1907



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